Hallo Krabbel,
Vielleicht habe ich Deinen Beitrag missverstanden! Dann bitte ich vorab um Entschuldigung.
Ich weiß nicht, seit wann Du die Entwicklung der Ameisenhaltung, der Shops,und der Diskussionen darum mit verfolgst. Ich selbst war von Anfang an „dabei“.
Du schreibst von
„Dialog“: Dazu gehören stets mindestens zwei, die miteinander sprechen.
Es gab in der Vergangenheit wiederholt Versuche, solche „Gespräche“ in Gang zu bringen. Ohne jetzt auf Einzelfälle einzugehen: Von Seiten der Händler war selten eine Beteiligung zu beobachten!
Ein
Beispiel war bereits im Januar 2006 von mir (damals als „earlant“) im Forum des Antstore initiiert worden, ein „Runder Tisch, Ameisen-Handel und Kunden-Information“.
https://www.antstore.net/forum/runder-t ... t3271.html Es ist ein langer Thread, doch der Tisch blieb unrund, da sich die damaligen Händler nicht beteiligten.
Zuvor noch gab es wiederholt Vorschläge, von Seiten der Händler wie auch der Kunden, dass Kritik an Unzulänglichkeiten per PN oder e-mail den Händlern mitgeteilt werden möge, um unschöne Diskussionen in den Foren zu vermeiden.
Dem ist entgegen zu halten:- Der Händler „informiert“ seine Kunden, in der Form eines
öffentlichen Monologs auf seiner Webseite.
- Bereits falsch informierte Interessenten und Käufer müssen die Gelegenheit haben, Kritik kennen zu lernen, wozu diese ebenfalls öffentlich geäußert werden muss.
– Die resultierenden „Streitigkeiten“ kann man schließlich auch als
„Dialoge“ betrachten!
Ein eher weniger wichtiger Gesichtspunkt: Welchen Grund sollte ein Fachmann haben, Händler auf Fehler hinzuweisen, die dann evtl. klammheimlich korrigiert werden ohne dass die Kunden deutlich informiert werden, oder Informationen zu liefern, die der Händler dann doch nicht beachtet? – Beides habe ich in der Frühzeit des Ameisenhandels erlebt! (Später natürlich nicht mehr versucht).
Ein weiterer Gesichtspunkt: Der Händler macht Geld mit seinem „Wissen“; welchen Grund sollte ein Fachmann haben, ihn
gratis mit wertvollen Informationen zu versorgen?
Und ein dritter Aspekt:
Dem Händler wird auch mit öffentlich in einem Forum geposteter Kritik
die für ihn wertvolle Information geliefert! – Ob er sie nutzt oder ignoriert, ist dann allerdings seine Angelegenheit.
Ich möchte die Gelegenheit an dieser Stelle nutzen, um noch einmal ganz deutlich klarzustellen:
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Ich bin keinesfalls gegen jegliche Ameisenhaltung durch Privathalter. Wer sich die Mühe macht, Beiträge von mir daraufhin zu lesen, wird feststellen, dass ich vielfach den Haltern zu helfen versuche, mit Bestimmungen, mit Hinweisen z. B. auf Jahreszyklen, Ernährung, Temperaturen, Nistgelegenheiten, auf unbrauchbare Futtermischungen, Literatur, Warnungen vor unbedachtem Kauf von Ameisen, über deren Ansprüche nichts bekannt ist, oder mit denen der jugendliche Halter voraussichtlich überfordert sein wird, Hinweisen auf Ameisenparasiten und vieles andere:
Das ist doch wohl zum Nutzen der Ameisenhalter, oder?-
Ich bin auch nicht grundsätzlich gegen Ameisenhändler. So lange es sich um „harmlose“ Ameisenarten handelt, die für unsere einheimische Natur unbedenklich sind und die nicht als Hausameisen auftreten können, um sinnvolles Zubehör usw., habe ich nichts dagegen, dass Händler solche „Produkte“ feilhalten.
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Ich bin, und das scheint sich nicht herumgesprochen zu haben,
durchaus auf der Seite der Hobby-Ameisenhalter! Leider verteidigen manche die Händler mit dem Eifer von Süchtigen, die nichts auf ihre Dealer kommen lassen, vielleicht aus Sorge, dass sie irgendwann ihre „Droge“, hier exotische Ameisen, nicht mehr bekommen könnten.
Keiner der Händler hat eine biologische oder gar myrmekologische Ausbildung! Und das trifft natürlich auch für fast alle Ameisenhalter zu. Letztere sind folglich auf Gedeih und Verderb angewiesen auf das, was die Händler an Information zu bieten haben. Und die berufen sich dann gerne auf ihre Lieferanten, die zwar möglichst geheim gehalten werden, unter denen man aber auch keine Fachleute erwarten kann.
Ich kann nur sagen: Lasst Euch diese Ausführungen mal durch den Kopf gehen, und glaubt nicht unbesehen alles, was Euch selbsternannte Ameisenkenner suggerieren wollen!
PS: Reber hat hier im vorhergehenden Post das Thema angeschnitten, wie weit durch das Sammeln, Ausgraben usw. Ameisenarten in ihrem Ursprungsgebiet geschädigt oder gefährdet werden. Zu diesem Punkt habe ich bisher wenig gesagt, denn nach meiner Einschätzung dürften die natürlichen Populationen durch die Entnahmen
bisher nicht nennenswert beeinträchtigt werden. Wirklich sensibel sind m. E. Populationen etwa von
Polyergus rufescens (Man sollte von der Haltung auch importierter
P. rufescens absehen; ihr Status im -unbekannten- Sammelgebiet ist unbekannt). Weitere seltene und gefährdete einheimische Arten wurden von den Händlern bisher nicht auf den Markt gebracht. Ein m. E. erheblich größeres Risiko für natürliche Populationen stellen Importe (und das Freikommen) von potenziell invasiven gebietsfremden Arten sowie von mit-importierten Krankheitserregern und Parasiten der Ameisen dar.
Den ethischen Aspekt lasse ich hier außen vor: Schließlich werden diverse Ameisenarten in Unmassen als Schädlinge vernichtet, oder fallen dem Verkehr zum Opfer, oder kommen bei land- und forstwirtschaftlichen Tätigkeiten unvermeidbar zu Tode, und manche werden als Nahrung für Mensch (Blattschneider-Königinnen,
Oecophylla) oder Tier (
Formica: Ameisen"eier") geerntet.
MfG,
Merkur