Wieder ein neues Verfahren zur Vermeidung von Nestvernässung bei Ameisen!Zu dem von Teleutotje verlinkten Artikel:
Damir Kovac, Rüdiger W. Klein, Hashim Rosli & Decha Wiwatwitaya (2023):
Bamboo sap ejection from the nests of
Tetraponera binghami (Hymenoptera:
Formicidae: Pseudomyrmecinae) and the role of flood control in arboreal ants.
("Auspumpen" von Bambus-Saft aus dem Nest von
Tetraponera binghami und die Bedeutung von Überflutungskontrolle bei baumbewohnenden Ameisen).
Die Kurzfassung des Beitrags ist im MN-Blog zu finden, zusammen mit eindrucksvollen Bildern,
hier.
Über die Besonderheiten dieser Ameisenart und die Technik, mit der sie in das Nest eingedrungenes Regenwasser entfernen, haben wir
hier ausführlich berichtet.
Die Autoren der vorliegenden Arbeit haben sich mit einem weiteren Problem befasst, mit dem
T. binghami zu kämpfen hat: Bei neu angelegten Eingangslöchern in die Wände der von den Ameisen bewohnten Internodien in lebenden Bambus-Stämmen sickert Pflanzensaft aus den Leitgefäßen in den Wohnraum der Ameisen.
Mit einem Endoskop mit Beleuchtung gelang es die Tätigkeit der Ameisen auch von innen zu beobachten: Es wurde durch ein künstlich angelegtes Loch gegenüber dem natürlichen Nesteingang der Ameisen eingeführt.
- Aus dem Artikel von Kovac et al. 2023
Wie der Abbildung zu entnehmen ist, sitzt eine Arbeiterin in dem Eingangsloch, mit dem Kopf nach außen und mit dem Rücken nach unten. Mittels pumpender sowie Auf- und Ab-Bewegungen der Gaster wird (wahrscheinlich) der sich im Eingangsloch sammelnde Pflanzensaft nach außen befördert. Ein wasserabweisender Haarbesatz ventral am Thorax sorgt dafür, dass ein Bereich der Körperoberfläche von einer Luftschicht (val) umhüllt wird, so dass die Ameise über die thorakalen Stigmen atmen kann.
Der Unterschied zu den früheren Untersuchungen: Damals haben wir Völker untersucht, die in reifen Bambus-“Halmen“ lebten. Die sind so hart verholzt, dass eine Anlage neuer Nesteingänge nicht mehr möglich ist. In der vorliegenden Arbeit von Kovac et al. hat man das bisher unbekannte Verhalten an jungen, noch weichen Bambus-Schößlingen beobachtet.
Ich bin immer wieder begeistert von solchen neuen Befunden! Es ist schier unglaublich, wie viele „Erfindungen“ die Ameisen gemacht haben. Und noch immer ist es möglich Neues zu entdecken, sei es in der Natur oder in entsprechend konzipierten Laborexperimenten. Die übliche Hobby-Ameisenhaltung ist in dieser Hinsicht allerdings bei hohem Verbrauch von Königinnen und Völkern leider recht unergiebig.
MfG,
Merkur