von Boro » Freitag 1. Juli 2022, 17:22
Ja, die Raubzüge der Amazonen gleichen jedes Mal einem Krimi: Beim Lesen der Literatur gewinnt man den Eindruck, es laufe immer alles nach einem Schema ab! Das ist keineswegs der Fall, es gibt zahlreiche Variablen:
1. Kommt es überhaupt zu einem Raubzug? Abhängig von Wetter, Jahreszeit, Tageszeit
2. Haben die scouts schon Stunden vorher ein geeignetes Zielnest im Umkreis von bis zu 90 m gefunden?
3. Wenn es los geht, wohin und in welche Richtung und Entfernung?
4. Hin und wieder wird die Spur zum Zielnest verloren, eine erfolglose Umkehr ist die Folge
5. Entscheidend ist die Frage: auf welches Serviformica-Nest treffen die Angreifer;vor allem bei volkreichen F. rufibarbis-Nestern kann es heftigen Widerstand geben, selten sogar eine klare Niederlage, wobei die Angreifer die Flucht antreten müssen und verfolgt und "gedemütigt" werden
6. Wie groß ist die Beute, hat sich der Aufwand ausgezahlt?
7. Klappt die Heimkehr reibungslos, können andere Ameisenarten durch die Aktionen aufgeschreckt und ihrerseits zu Angriffen animiert werden?
8. Wohl sehr selten: Es kann vorkommen, dass ein "falsches" Nest angegriffen wird, z. B. ein noch junges Nest von Formica sanguinea mit eigenem hohen Sklavenanteil. Das wird dann eine besondere Herausforderung!
9. Was passiert mit den geraubten Puppen nach derem Schlüpfen? Werden sie von ansäßigen Sklaven akzeptiert? Einzelne Sklavenarten sollen untereinander nicht gut kompatibel sein (z. B. F. fusca mit F. rufibarbis)
Gestern (30. 06.) um 17:45, heiter bei 30°C, Rückkehr einer reich beladenen Armee, Zielnest F. fusca in ca. 30 m Entf., vor kurzem gemähter Halbtrockenrasen in fast 800 m Höhe im Bezirk Klagenfurt-Land (Österreich)
Das Heimatnest besteht aus Polyergus X F. cunicularia. Wie die später schlüpfenden F. fusca-Arbeiterinnen von den "Hausherren" behandelt werden, kann ich noch nicht beurteilen
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