Das Märchen von der claustralen Gründung
https://ameisenforum.de/viewtopic.php?f ... c9#p442467
von XXX 10. Oktober 2021, 09:06
Guten Morgen allerseits,
Jetzt denkt ihr euch sicherlich: "Was geht mir dem? Kaum 1,5 Ameisen und stellt schon einen der Grundpfeiler der Ameisenhaltung infrage"
Genau so ist es! Noch bevor meine erste Arbeiterin das Licht der Welt entdeckte habe ich meiner Königin etwas zu essen gegeben! Ich war dabei die diesen Sommer gefangenen Lasius Niger- Kolonien zu füttern und da kam ich auf die Idee, es Mal zu versuchen. Ich habe also eine tiefgefrorene Drosophila Hydei (flugunfähige Fruchtfliege) hineingelegt und was soll ich sagen? Heute Morgen lagen nur noch die Reste am Ausgang. Also habe ich, wie bei Gab's Ameisen gelernt, ein Aluschiffchen mit Futter reingeschoben.
Bild
PS: Alle Fruchtfliegen sind von der Alufolie runter und liegen jetzt vor der Königin, wenn das mal kein Erfolg ist!
Ich kann nur hoffen, dass dem User jemand im Forum einen Anstoß zum Weiterdenken gibt:
Unter natürlichen Umständen, im Freiland, wird einer solchen Königin doch wohl kaum ein gütiges Schicksal Futter in die Gründungskammer schieben!
Ameisen, deren Königinnen während der Gründung Futter benötigen, müssen dazu wiederholt die Gründungskammer verlassen und auf die Suche nach Futter für sich und ihre Larven gehen; das nennt man „semiclaustrale“ Gründung.
Dass Königinnen von Arten mit claustraler Koloniegründung Futter annehmen, wenn man es ihnen direkt vorlegt, sollte nicht weiter überraschen.
In der Natur ziehen sie ohne Futter dennoch ihre ersten Arbeiterinnen auf, und sie tun es auch nachweislich im Experiment, in der Haltung. Da ist absolut nichts Märchenhaftes dabei.
Man kann nur den Kopf schütteln…
MfG,
Merkur