Ameisenschutz, Naturschutz

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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon LynnLectis » Samstag 19. Mai 2018, 21:53

Die Alten werden aktiv für ihre Enkel. Ein gute Sache: Lasst uns einfach mal den Staat verklagen! Das macht Schule, auch in anderen Ländern. ;)

Sobald ich im Rentenalter bin, werde ich beitreten. Das ist schon mal sicher. Es gab schon Erfolge in anderen Ländern. Es geht leider nur so.

https://klimaseniorinnen.ch/mitmachen
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Anon » Sonntag 20. Mai 2018, 10:58

Prima, dann ist die Welt ja (bald) gerettet!

:crazy:
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Reber » Sonntag 20. Mai 2018, 14:31

In der Tat, aber nichts tun wird auch nicht helfen. ;)
Erste, zaghafte Schritte in Richtung Rettung der (Insekten-)Welt hat die EU - nach vorausgegengenen Protesten von Umwelt- und Naturschützern etc. - ja bereits unternommen. Der Einsatz der drei ärgsten "Pflanzenschutzmittel" bzw. Neonicotinoiden bzw. Insektengiften wurde von den EU-Staaten vor ca. einem Monat definitiv verboten - auf Äckern, in Gewächshäusern bleiben sie erlaubt.
Die Grossunternehmen Bayer und Syngenta sind mit ihren Klagen gegen dieses Verbot vor 3 Tagen vor dem EU-Gericht gescheitert. Die Schweiz wird das Verbot ebenfalls ratifizieren.

Wie die europäischen Bauern darauf reagieren, bliebt vorerst offen. Vermutlich nicht mit dem Umsetzen höherer Standards, sondern mit dem Rückgriff auf alte Gifte. Schliesslich wollen sie sich ja unbedingt in der Weltmarktkonkurrenz durchsetzen.

Besonders ägerlich für Kleinstaaten und Hochpreisinseln wie die Schweiz. Statt auf eine umweltfreundliche Nischenlösung ikl. "regional", "bio", "fair", "bienenfreundlich" samt landesweitem "brand", setzen die hochsubventionierten Bauern lieber auf Massenproduktion von herkömmlichen Produkten und damit auf die direkte Konkurrenz mit China, (Süd-)Amerika etc. Wie das wohl ausgeht?

In der Schweiz treten zwei m. E. wichtige Eidgenössische Initiativen an, die es an der Urne - gegen die mächtigen Wirtschafts- und Bauernverbände - schwer haben dürften:

"Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung»
Verein Sauberes Wasser für alle - keine Subventionen für den Pestizid und
den prophylaktischen Antibiotika Einsatz"


und

"Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide".
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon LynnLectis » Sonntag 20. Mai 2018, 18:42

@Reber
Auf dem Land wird in der Schweiz schon sehr stark auf regionale Landwirtschaftsprodukte gesetzt. Eier, Milch, Kartoffeln, Brot, das kommt alles vom regionalen Bauern, auch in den dörflichen Lebensmittelläden. Sogar Lidl muss sich diesbezüglich teilweise anpassen an den Föderalismus der Schweiz, wie ich kürzlich las. Nur in den Städten ist es wohl anders.
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Merkur » Donnerstag 13. September 2018, 09:38

„Ausgesummt“

Zum Thema Insektensterben gibt es am Mi 10.10.2018 in Berlin ein öffentliches Fachgespräch im Dt. Bundestag "Ausgesummt? Wege zur bienen- und insektenfreundlichen Landwirtschaft“ (17:30 – 20:30).
Die Information wurde mir von der DGaaE (Deutsche Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie) zugeleitet. Da es im Raum Berlin viele Ameisenhalter gibt, möchte ich darauf aufmerksam machen. Vielleicht ist auch jemand bereit, nicht nur teilzunehmen, sondern auch darüber zu berichten?

https://www.gruene-bundestag.de/no_cach ... chaft.html
Anmeldung erforderlich bis 4. 10.2018.

MfG,
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Boro » Montag 17. September 2018, 14:01

Gibt es einen Hoffnungsschimmer??

1. In einer hiesigen Tageszeitung habe ich vor einigen Tagen einen Artikel unter dem Titel "Landwirte setzen verstärkt auf Bio" gelesen. Demnach wurden in Kärnten im Jahre 2017 17,2% der landwirtschaftlichen Betriebe biologisch bewirtschaftet, das ergibt gegenüber dem Jahr davor eine Steigerung um 10,2%. Ich denke, das ist ein erfreulich hoher Wert, der vermutlich mit den besten Regionen in der EU vergleichbar ist. Nur mehr über 39.000 Beschäftigte gibt es in der Land- und Forstwirtschaft, das heißt 2,3 Personen pro Betrieb. Das bedeutet, dass es sich vorwiegend um Familienbetriebe bzw. Betriebe im Nebenerwerb handelt.
2. Das im Vorjahr geplante totale Verbot von Glyphosat wurde von EU-Bürokraten (und Lobbyisten der Agrarchemie) zwar zu Fall gebracht, es wird aber demnächst ein juristisch neu bearbeitetes Papier unter Einarbeitung der neuesten Ergebnisse aus den USA zu diesem Thema von der Landesregierung nach Brüssel geschickt.
3. Heuer habe ich das erste Mal in Kärnten ein paar sog. "Blühstreifen" entlang von Äckern gesehen, ein paar (zaghaft) ins Leben gerufene ähnliche Flächen in den Städten gibt es schon einige Jahre.
4. Ein paar Gebiete in der Umgebung begehe ich seit Jahrzehnten immer wieder (weil es dort auch interessante Ameisenarten gibt) und habe erstmals mit Freude festgestellt, dass ein Großbetrieb offenbar auf den Einsatz von Herbiziden verzichtet hat: Soja- und Maisfelder waren mit "Unkraut" übersät. Die damit (??) zusammenhängende Folge: Auf vielen Hektar Fläche eine enorme Vielfalt an Schmetterlingen, wenn auch vorwiegend die "gängigen" Arten, wie Großes Ochsenauge, Weißlinge, Gelblinge oder einige Dickkopffalter, ja und vor allem zahlreiche Bläulinge.
Zeichnet sich ein Umdenken ab?
L.G.
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Merkur » Sonntag 17. März 2019, 12:15

Umsiedlung eines Volkes von Sklavenhalterameisen (Polyergus rufescens)

Es ist ein alter Thread von 2008, der im ACafé dieser Tage ausgegraben wurde, fast vergessen, aber doch bemerkenswert!

In einem offenbar großen Gartengrundstück in Österreich, südlich von Wien, lebte seit vielen Jahren ein Volk der Amazonenameise. Es war beim Bau eines Schwimmbeckens im Weg und sollte umgesiedelt werden.
Man hat sich an die Dt. Ameisenschutzwarte gewandt, und ich hatte empfohlen, es mit einem Bagger zu versuchen. https://www.ameisenschutzwarte.de/forum ... f=22&t=741
Dies war offenbar möglich: Man hat im Juli 2008 mit einer „relativ großen“ Baggerschaufel in ca. 10 m Entfernung ein Loch ausgehoben, und dann das gesamte Nest mit der Schaufel in dieses Loch verlagert.

Im August 2008
schienen sich die Ameisen mit dem neuen Neststandort recht gut abgefunden zu haben. So wurde wohl auch die eine Königin (P. rufescens ist monogyn) nicht beschädigt.
Am 14. Juni 2009 berichtet der Threadersteller, dass das Volk den Winter überstanden hat, dass aber das Volk von sich aus nochmals umgezogen ist: In den Erdhaufen, der vom Aushub des Loches am neuen Platz
übrig geblieben und in der Nähe abgelagert worden war.
Zitat: „Soviel zu dem Thema Polyergus rufescens können keine eigenen Nester anlegen sondern sind auf das Erobern von bestehenden Nestern angewiesen…
Dieser Umzug war mit Sicherheit von den Sklaven bewerkstelligt worden, nicht von den Polyergus, wie der Threadersteller suggeriert. :)

Leider gleitet der Thread dann ab in das Thema „schwimmende Ameisen“. Über das weitere Schicksal der Kolonie erfährt man nichts mehr. Immerhin wurde der bemerkenswerte Thread deshalb nochmals in Erinnerung gerufen.
Ein entsprechender Thread mit recht vernünftiger Diskussion und mit Bildern der Ameisen erschien auch im AF: https://www.ameisenforum.de/umsiedlung- ... 33016.html

Es ist wirklich erfreulich, wenn sich jemand solche Mühe um die Erhaltung eines derartigen Ameisenvolkes gibt, und wenn das dann auch noch von Erfolg gekrönt wird!
Und in den diversen Foren gibt es viele derartige Berichte, so dass sich das Stöbern durchaus lohnt! ;)

MfG,
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Merkur » Dienstag 3. September 2019, 10:46

„Jeder Verzicht auf Imkerei oder Stadtimkerei ist aktiver Naturschutz“ ?

Im Forum der DASW findet sich der Hinweis eines Users auf einen Blogbeitrag, in dem diese Behauptung aufgestellt wird:
Meine Antwort darauf kopiere ich hier ein.

Nahrungskonkurrenz Honigbiene vs. Wildbienen und andere Bestäuber
von Andres Haselböck, 2018. http://www.naturspaziergang.de/Wissensw ... urrenz.htm
(Herr Haselböck ist Wiss. Mitarbeiter am Naturkundemuseum Stuttgart, zuständig für Hautflügler – Hymenoptera. Den Blog „Naturspaziergang“ führt er seit 2005)

Der ausführliche und mit vielen Literaturzitaten belegte Artikel thematisiert die Frage, inwieweit Honigbienen als Konkurrenten zur Gefahr für gefährdete Wildbienen gelten können.
Zitate aus dem Beitrag:
- „Betrachten wir einige Punkte in den Studien zu diesem Thema. Sie kommen zu keinem eindeutigen Ergebnis, was an den methodischen Schwierigkeiten bei der Untersuchung dieser
Problematik liegt. Allerdings gibt es deutliche Hinweise auf einen negativen Einfluss des Nutztieres Honigbiene zu Lasten der Wildbienen und anderer bestäubender Insekten.“

- Zusammenfassung
Die Honigbiene ist nicht die alleinige Ursache für das Schwinden von Wildbienenvorkommen und anderen Bestäubern - doch sie verschärft die Situation dramatisch. Jonas Geldmann und
Juan P. González-Varo vergleichen die negativen Auswirkungen der westlichen Honigbienen auf Wildbienen sehr treffend mit denen von Pestiziden. Eine hohe Honigbienendichte, wie sie
derzeit in Deutschland und anderen Ländern herrscht, vermindert die Populationen von Wildbienen und anderer Wildbestäuber regional dramatisch….“

- „Bitte verzichten Sie zugunsten der stark bedrohten heimischen Wildbienen und anderer Bestäuber auf das Imkern, betreiben Sie keine Stadtimkerei. Überlassen Sie
die wenigen Nektar- und Pollenressourcen unserer zerstörten Natur den heimischen bestäubenden Insekten. Jeder Verzicht auf Imkerei oder Stadtimkerei ist aktiver Naturschutz.“

--

Diese plakative Forderung mag ich allerdings nicht teilen. Die Honigbiene ist einheimisch, auch wenn einige Rassen nicht mehr ganz der Stammform entsprechen.
Ich bin kein Imker. Aber ich pflege einen relativ naturnahen Garten, u. a. mit Obstbäumen, und ich habe seit Jahrzehnten ein "Bienenhotel", in dem u.a. Osmia und Xylocopa leben,
sowie trockene Bereiche mit bodennistenden Solitärbienen. Auch 3-4 Hummelarten finden sich hier jedes Jahr. Und glücklicherweise besuchen Honigbienen aus der näheren Umgebung alles,
was hier blüht, und das bereits im Vorfrühling, wenn von den Wildbienen noch wenig zu sehen ist!

Mein Eindruck: Konkurrenz? Nein, eher Ergänzung!

MfG,
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Reber » Dienstag 3. September 2019, 11:22

Ich bin (Kleinst-)Imker und Wildbienenliebhaber, von dem her will ich gerne meine - etwas voreingenommene - Position zur Sache erklären.
Es kann schon sein, dass Honigbienen in manchen Fällen zu Nahrungskonkurrentinnen von Wildbienen werden. Letztere sind wohl gerade deswegen evolutionär darauf angepasst, Nieschenangebote zu nützen die für die Honigbienen wenig interessant sind oder mit dieser Konkurrenz seit Menschen gedenken klar zu kommen, in dem sie z.B. auch bei schlechterem Wetter fliegen etc.
Honigbienen setzen am liebsten auf Massentracht. Ausserdem werden Honigbienen bei Trachtlücken und nach der Honigernte gefüttert. Trachtlücken treten oft in Zeiten (Juli-August) auf, in denen die Wildbienen schon "durch" sind - oder noch nicht angefangen haben zu fliegen.
Mancher Imker oder Gärtner kennt zudem folgende Situation: Trotz liebevoll angelegten, blumenreichen Garten bekommt er dort nur Hummeln und andere Wildbienen vor die Linse - keine Honigbienen. Weil nämlich z.B. gerade die Kirschen, die Akazien, der Raps etc. blühen - oder der Wald "kommt" (Honigtau!).
Ausserdem - und hier liegt doch der Hund begraben: Imker sind in der Regel auch Leute, die massenweise heimische Pflanzen setzen, grünen Wüsten und Trachtlücken aktiv entgegenwirken und auf insektenschädliche Spritzmittel verzichten oder sie möglichst "Bienenschonend" einsetzen. Genau wie die Menschen, die sich Wildbienenisthilfen (die meist nur von nicht gefährdeten "Allerweltsarten" [schon wieder Nahrungskonkurrenz?!] bewohnt werden) in den Garten und auf den Balkon hängen. Diese Leute etwickeln in der Regel ein Bewusstsein für die Tiere und ihre Lebensbedingungen, fangen an im Kleinen aktiv etwas zu tun - was auch den seltenen und bedrohten Arten nützt!
Und im Grossen? Ist nicht die Honigbiene (als "Haustier", Bestäuberin und Honiglieferantin) die Symphatieträgerin für Umweltschutz geworden? Werden nicht genau wegen der Honigbiene, die wahren Gründe für "das Bienen- bzw. Insektensterben" (Insektizide, "Pflanzenschutzmittel", Monokultur, versiegelte Böden, aufgeräumte "Gärten" etc.) thematisiert und angegangen?
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Trailandstreet » Mittwoch 4. September 2019, 12:59

Mittlerweile werden sogar vermehrt Wildbienen zur Bestäubung von Obstplantagen eingesetzt, da die verwöhnten Honigbienen wohl nur ungern bei schlechtem Wetter fliegen, wie es inzwischen immer öfter vorkommt. So wie auch heuer, wenn das Frühjahr eher verregnet ist.
natürlich werden diese nicht künstlich angesiedelt, aber es werden eben die Voraussetzung dafür geschaffen, durch Nistgelegenheiten und ein ganzjähriges Nahrungsangebot.
Wildbienen fliegen ja auch nicht so weit, wie es ihre "kultivierten" Verwandten tun.
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Merkur » Mittwoch 4. September 2019, 17:05

Inzwischen hat sich im Forum der DASW ebenfalls eine kurze "Diskussion" zu dem Thema entwickelt. Ein auch hier nicht unbekannter User meinte:
"Er hat doch vollkommen recht. Honigbienen sind hochgezüchtete Nutztiere, vergleichbar mit den Milchkühen."
Nachfolgend verfiel er in seine üblichen Äußerungen, so dass die Diskussion hierhin ins Off-topic verschoben werden musste.

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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Reber » Freitag 6. September 2019, 10:19

Samthummel nach Jahrzehnten in Oberösterreich wiederentdeckt!

Die Samthummel (Bombus confusus), deren letzter Fund aus Oberösterreich aus dem Jahr 1967 datiert, konnte Ende August im Rahmen des Naturbeobachtung.at-Treffens von Maria Zacherl, Walter Wallner und Johann Neumayer im Sauwald wieder nachgewiesen werden. Ebenso konnte die Grubenhummel (Bombus subterraneus) aufgefunden werden. Die Nachweise gelangen in Rotkleefeldern. Durch die intensive Wiesenbewirtschaftung mit einer großflächigen gleichzeitigen Mahd erleiden bis spät in den Herbst fliegende Hummelarten einen eklatanten Nahrungsmangel. Das führte dazu, dass diese Arten über weite Gebiete Mitteleuropas ausgestorben sind. Rotkleereiche Wiesen, Strassenränder und vor allem Kleegraswiesen, bei denen der Rotklee noch zur Blüte kommt, sind die Voraussetzung dafür, dass diese Arten überleben können. Außerdem dürfen blütenreiche Flächen nicht weiter als 500m auseinanderliegen, damit die Hummeln nach der Mahd auf das nächste Feld oder die nächste Wiese ausweichen können. Gebiete mit Nutzungsvielfalt und kleinflächiger Struktur ermöglichen das Überleben dieser Arten, die in den großflächigen Maisanbaugebieten und auch im Intensivgrünland längst verschwunden sind.


https://naturschutzbund-ooe.at/newsread ... -2019.html
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Merkur » Montag 28. September 2020, 20:15

Waldkalkung und die Ameisen

Es begann in den 1970er Jahren: Bodenversauerung durch „sauren Regen“, Eintrag von Schwefeldioxid aus Kohle- und Ölverbrennung, schädigte die Wälder. Umfangreiche Gegenmaßnahmen wurden ergriffen:
Man versuchte, großflächig den Boden-pH anzuheben, indem Kalkpräparate ausgebracht wurden. „Kompensationskalkung“ hieß das.
Wer von Euch erinnert sich noch daran, wem sagen diese Zeilen etwas?
Inzwischen ist das Thema aus den Schlagzeilen verschwunden. Ich bin ehrlich überrascht, dass das Programm auch heute noch fortgesetzt wird, s. Wikipedia!

Aufmerksam wurde ich nun durch einen Thread im Forum der Dt. Ameisenschutzwarte, in dem ein User über Schäden an Waldameisennestern berichtet (vermutlich bedingt durch den trocken-heißen Sommer d. J.) in einem Fichtenbestand im Ldkr. Göppingen. Er postete ein Bild, auf dem es aussieht als habe es geschneit:

DASW-For.-Waldk._144610a.jpg
Es ist kein Schnee! Zu erkennen an den weißen Streifen an den Baumstämmen.
Biologen, und natürlich auch die Mitglieder der DASW, befürchteten seinerzeit Schäden durch den ausgebrachten Kalkstaub, der z. B. die Tracheen von Insekten und anderen Arthropoden verstopfen könne. Tatsächlich waren ungewöhnliche Verluste bei Honigbienen zu beklagen, im Experiment auch bei Waldameisen (Andere Ameisen wurden nicht untersucht).
Ich war damals, 1989/1990, als „Wiss. Beirat“ in der DASW gefragt.
In der Tat sieht die Ausbringung staubförmiger Kalkpräparate im Wald, ob mittels Gebläsen oder per Hubschrauber, ziemlich schrecklich aus. Viele Bilder gibt es bei der Suche (Waldkalkung - „mehr Bilder anklicken!).
Eine Alternative schien es zu sein, den Kalk in Form eines Granulats auszubringen, mit Düngerstreuern oder eben mit Helikopter. Dagegen gab es Bedenken von Vogelschützern, dass die Körner in Größen von Erbsen bis Taubeneiern die Brut in den Nestern erschlagen könne.
Am 28. August 1989 war ich zu einer Demonstrationsveranstaltung im Hunsrück eingeladen. Die Ausbringung verschiedener Präparate mittels Hubschrauber wurde demonstriert. Ich durfte in einem zweiten Hubschrauber hinter und über der Maschine mit den Kalkbehältern herfliegen. Die Tür auf meiner Seite wurde ausgehängt, so dass ich neben dem Piloten sitzend das Geschehen in allen Richtungen fotografieren konnte. Die – leider nicht optimalen – Dias sind in meiner Sammlung irgendwie verschollen. Ich hatte sie digitalisiert, wodurch sie aber nicht besser wurden. Doch die Google-Bilder geben die Situation ganz gut wieder.

Über die Beobachtungen habe ich in zwei Beiträgen der Zeitschrift „Die Waldameise“ berichtet. 1990 dann habe ich in der Zeitschrift „Forst und Holz“ einen Artikel platziert „Waldkalkung – Empfehlungen aus zoologischer Sicht“. Den Artikel füge ich hier ein.

Waldkalk.FoHo-1990-1.jpg
Forts und Holz 1. Seite
Waldk.-FoHo-2-1990.jpg
Forst und Holz, 2. Seite

Allerdings befürchte ich, auch nach den mit der Google-Suche zugänglichen Bildern, dass nach wie vor der Kalk überwiegend im Wald verblasen bzw. zerstäubt wird.
Über die Folgen für die Fauna wird kaum noch berichtet, falls überhaupt. Eine der vielen Ursachen für das Insektensterben??? :roll:

MfG,
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Unbeliver » Montag 28. September 2020, 21:18

Sehr Interessant, danke dafür Merkur!

Ich habe tatsächlich noch nie was von der Kompensationskalkung gehört und hier von Dir zum ersten mal davon erfahren.
Eine ziemliche rigorose Maßnahme wie ich meine, irgendwie hat der Mensch immer nur die Keule parat...

Ich weiß jetzt nicht ob das zu leicht gedacht ist, aber warum verstreut man den Kalk eigentlich nicht kurz bevor es regnet, da zieht er doch viel besser in den Waldboden ein wo er ja hin soll. Vor allem gehen doch die meisten Tiere in Deckung bevor es regnet und wären damit nicht so sehr dem Kalk und Dünger ausgesetzt. Es würde auch nie so sehr oder nur sehr kurze Zeit stauben. Dies zumindest wenn es auch "nötig" ist in anderen Monaten als wie im Vorschlag, dass man von Nov. - Feb. streuen soll, da zu der Zeit doch die meisten Tiere in Winterruhe und somit ebenfalls in der Deckung sind und oder eben auch Granulat zu streuen.

Das diese Maßnahme in der Form trotz der Erkenntnisse einfach so lange Zeit weiter geführt wird ist für mich einfach unverständlich.

Grüße Unbeliver

Edit: Hatte leider nur den ersten Teil gelesen, darauf die Witterung mit einzubeziehen wurde eh auch hingewiesen. Es ist umso unverständlicher, dass einfach so weitergemacht wird, wäre es doch recht einfach die Maßnahme viel schonender für die negativ betroffenen Tiere durchzuführen.
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Merkur » Mittwoch 30. September 2020, 10:04

Waldkalkung und Ameisen

Ich bin der Sache noch etwas nachgegangen.

Aktuelle Informationen über die Waldkalkung in Deutschland finden sich u.a. hier, - natürlich im Sinne der Deutschen Düngekalk-Hauptgemeinschaft:
„Die DHG ist eine eigenständige Fachabteilung im Bundesverband der Deutschen Kalkindustrie e. V. und erster Ansprechpartner bei allen Fragen der Kalkanwendung im Bereich der Land- und Forstwirtschaft.“
Daraus z. B.:
https://waldkalkung.com/fuer-journalist ... es-waldes-2020/
Pressemitteilung vom 9. März 2020 / Zum Internationalen Tag des Waldes / Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung und Holzproduktion mit Bodenschutzkalkung unterstützen
–-
Internet-Suche nach „Waldkalkung Insekten“ fördert einiges zutage:

https://www.nrwz.de/meinung/kalkung-sch ... ten/210837 Leserbrief 2018: Kalkung schadet Insekten.

https://lnv-bw.de/wp-content/uploads/20 ... -Seitz.pdf Folien aus einem Vortrag 1990
Dr. Bernd-Jürgen Seitz Regierungspräsidium Freiburg Ref. 56 Naturschutz und Landschaftspflege:
„Die Laborversuche mit Ameisen, Bienen und Raupenfliegen führen nach Behandlung mit Kalkstaub in allen Fällen zu teilweise drastischen Beeinträchtigungen, z.B. zu hoher Mortalität, geringer Fruchtbarkeit und geringerem Beuteeintrag. Dabei werden besonders die Antennen und Mundwerkzeuge mit Staubpartikeln überzogen, während die Stigmen frei bleiben.....Die im Labor beobachteten Schäden durch Staub treten bei Ameisen auch im Freilandversuch auf, sind hier jedoch deutlich geringer.....Bereits der heutige Kenntnisstand über die Nebenwirkungen der Kalkung mit Staubdüngern verbietet die Ausbringung während der Vegetationszeit. Zwischen dem 28. Februar und dem 15. November sollte nur Granulat oder feuchtes Material ausgebracht werden.“

https://www.landtag-bw.de/files/live/si ... 3134_D.pdf (August 2008):
Landtag von Baden-Württemberg 14. Wahlperiode Drucksache 14 /313411. 08. 20081
Eingegangen: 11. 08. 2008 / Ausgegeben: 09. 09. 2008 Kleine Anfrage / Ich frage die Landesregierung:

7. Ist die Landesregierung bereit, der u.a. vom Deutschen Ameisenschutzwarte e.V. ausgesprochenen Empfehlung, auf Staubkalkung im Wald während der Vegetationszeit zu verzichten, in ihrer Strategie für Waldkalkungen (für Staats-,Kommunal- und Privatwald) Rechnung zu tragen und falls nein, warum nicht? 08.08.2008 Dr. Splett GRÜNE Kleine Anfrage der Abg. Dr. Gisela Splett GRÜNE und Antwort des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum Auswirkungen von Waldkalkungen auf Flora und Fauna.
Antwort zu 7.:
Als Vorsorgemaßnahme ist in das FVA-Merkblatt zur Bodenschutzkalkung der Hinweis aufgenommen, dass auf die Verblasung staubfeinen, trockenen Materials in der Hauptvegetationszeit verzichtet werden soll. Ein genereller Verzicht auf Ausbringung von Kalk auf dem Weg der Verblasung trockenen Staubs in der Vegetationszeit ist nach Ansicht der Landesregierung aber nicht sachgerecht, insbesondere da ein schlüssiger Nachweis seiner Schädlichkeit für Tiere nicht besteht (vgl. Ziffer 4). Wenn die oben dargestellten differenzierenden Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden (vgl. Ziffer 6), erscheint es vertretbar, einen Anteil von Kalkungsflächen auch während der Vegetationszeit mit trockenem, staubfeinem Kalk zu behandeln. Hierbei sollen die Standorte von Ameisenhügeln ausgespart werden. Dies ist flächenscharf möglich. Die Ausbringung von erdfeuchtem Kalkmaterial mit dem Hubschrauber ist für Ameisen völlig unbedenklich – dies ist derzeit die häufigste Ausbringungsform.
Hauk Minister für Ernährung und Ländlichen Raum
----
Einige Anmerkungen zu Vorstehendem:

Es ist mühsam, sich durch die Wortlawinen durchzukämpfen. :roll:
Aber bereits die Aussparung von Ameisenhügeln ist ein Wunschtraum: Die Kartierung ist nur in kleinen Bereichen Deutschlands einigermaßen erfolgt; seit 2008 wurden Tausende Nester neu entdeckt. Kooperation mit der DASW scheint es nicht zu geben, oder ist nicht bekannt?

Eine der Hauptbeschäftigungen der DASW-Mitglieder besteht in der Umsiedlung von Waldameisenvölkern aus Baustellen (Baugebiete, Straßen, Bahn, Kanäle etc.) sowie der Verlagerung von Nester, die sich an unerwünschten Orten ansiedeln (z. B. Friedhöfe; zu nahe an Wohnhäusern u.a.). Mangels freiwilliger Mitarbeiter sind längst nicht alle notwendigen Umsiedlungen möglich. Auch werden längst nicht alle gefährdeten Nester gemeldet.

Die zitierte Antwort zu 7 bezieht sich ausschließlich auf die Hügel bauenden Waldameisen. Um die ganzen anderen Ameisenarten, um Käfer, Schmetterlinge und andere Arthropoden kümmert sich niemand.
M. W. gibt es auch allenfalls sehr wenige Untersuchungen dazu.

Mein Eindruck: Mit der Waldkalkung wurde eine Maßnahme zur Routine, deren Auswirkungen auf die Natur völlig unzureichend geprüft wurden. Und das seit 30 Jahren.
Wie weit das zum allseits beklagten „Insektensterben“ beiträgt, wäre zu evaluieren!

MfG,
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Merkur » Freitag 18. Dezember 2020, 10:05

Ausbildung zum Waldameisen-Heger

Die DASW bildet alljährlich Ameisenheger/innen aus, die dann auch eine Lizenz etwa zur Umsiedlung gefährdeter Völker bekommen.
Die Ameisenschutzwarte Bayern e.V. kündigt nun für 2021 eine Online-Ausbildung an.

ASW-Bay.-Ausbild..jpg
Ankündigung der ASW Bayern
(Fortsetzung siehe Link zum PDF)
MfG,
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Merkur » Samstag 27. Februar 2021, 16:53

Jahresbericht 2020 der Ameisenschutzwarte LV Bayern

Der Landesverband Bayern ist der wohl aktivste Verband der Dt. Ameisenschutzwarte. Jährlich wird von Herrn Fleischmann, Nabburg, ein Tätigkeitsbericht vorgelegt, so auch jetzt wieder für das Jahr 2020.
Es lohnt wirklich, sich diesen Bericht mal durchzusehen um sich einen Eindruck vom Umfang der Schutzmaßnahmen für die hügelbauenden Waldameisen zu verschaffen!

1-Kartier.WA.jpg
Die ASW Bayern betreut demnach nicht weniger als 13.410 Waldameisenvölker. Hier sind sie nach Arten aufgeschlüsselt.

Nicht selten kommen Waldameisen den Menschen in die Quere (oder natürlich auch umgekehrt). Daher bemüht man sich, gefährdete oder lästige Völker umzusiedeln,
eine der wichtigsten und aufwändigsten Aufgaben der Ameisenschützer!

2-Umsiedl.-Ursachen.jpg
In Bayern wurden von 1985 bis 2020 insgesamt 3273 Waldameisenvölker umgesiedelt. Die Liste gibt über die Gründe Aufschluss. Links sind einige Beispiele abgebildet.
Manchmal kommen die Ameisen schon auf merkwürdige Ideen, etwa wenn sie ihr Nest ausgerechnet in einem Telefon-Schaltkasten anlegen!

3-Ameisensterben.jpg
Hier wird der in den letzten Jahren verstärkte Rückgang der Waldameisen-Populationen angesprochen.

Soviel zu dem Bericht aus Bayern.

Der Rückgang betrifft nicht nur die bayerischen Waldameisen: Bei Kartierungen im Forstamt Weilburg in Hessen war im Vergleich 1995/96 zu 2020 ein Rückgang um 80 bis 90 % zu verzeichnen!
Ausgewertet wurden die Daten für Formica polyctena, F. rufa und F. pratensis. Die Anzahl der Nester der drei Arten ging von 310 auf 46 zurück.
(Bretz, D. 2020: Gewaltiger Waldameisenrückgang im Forstamt Weilburg – Dramatische Bilanz nach 25 Jahren Waldameisen-Kartierung. - Ameisenschutz aktuell 34, S. 92-110)

Man fragt sich unwillkürlich, wie weit auch die sonstigen Ameisenarten in Deutschland und den Nachbarländern betroffen sind. Doch dazu gibt es keine systematischen Erhebungen. :roll:

MfG,
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Merkur » Dienstag 2. März 2021, 17:53

Pfeilschwanzkrebse (Limulus)
Ein Beitrag aus dem Twitter-Thread von Alex Wild, 1. März 2021
https://twitter.com/FossilDetective/sta ... 6506894336

Limulus.jpg
Aus dem Tweet
Limulus2.jpg
Einzelbild größer
Die Pfeilschwanzkrebse (Limulus polyphemus, Horseshoe Crab)) wurden an der Atlantikküste der USA bis gegen 1970 in unglaublichen Massen „geerntet“ und zu Dünger verarbeitet.
Pfeilschwanzkrebse in Wikipedia.
Es sind „lebende Fossilien“, möglicherweise mit Spinnentieren verwandt. Sie spielen eine Rolle in der medizinischen Forschung. - Seit 2016 sind sie als gefährdet eingestuft.
Näheres und Bilder z. B. hier.

Es ist unfassbar, wie Homo sapiens mit der Natur umgeht! :roll:
MfG,
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Merkur » Dienstag 4. Mai 2021, 09:48

Warum darf man Formica s.str.-Arten nicht halten? - Wieder einmal!

In wohl jedem Ameisenforum kommt im Frühjahr, in der Schwarmzeit von Formica rufa, F. polyctena u.a., die Idee auf, Königinnen einzufangen und Kolonien davon aufzuziehen.
Sie sehen ja sooo hübsch aus, und sind so leicht zu "fangen"!
Jetzt ist es seit gestern wieder ein Thema im AAM-Discord:
F.-polyctena-AAM.jpg
Beginn der Debatte
Die Diskussion ist ellenlang. Dass diese Ameisen gesetzlich geschützt sind und eben nicht eingesammelt und gehalten werden dürfen, ist bekannt, doch liest man immer wieder Argumente, die längst widerlegt sind. Siehe hier, "Waldameisen: Koloniegründung im Formicarium ist keine Hilfe!“, von 2014.
Und in der ebenfalls ausufernden Diskussion dazu hier, „Diskussion: Naturschutz / geschützte Waldameisen halten“.
Nach wie vor verweise ich auf meinen Schlusssatz in der Diskussion:
„Ich plädiere hier zum wiederholten Male dafür, dass man Gesetzestexte mit Blick auf das gewünschte Ziel, hier Natur- und Artenschutz, interpretieren sollte. Wortklauberei und akribische Suche nach Möglichkeiten, das Gesetz dennoch zu unterlaufen, halte ich für eine grundfalsche Einstellung gegenüber unserer Gesetzgebung ganz allgemein. - Meine Meinung.“

Man stelle sich nur mal vor, dass der Schutz der Waldameisen aufgehoben würde:
Bei der inzwischen großen Zahl von Ameisenhaltern würden die Händler bzw. ihre „Sammler“ vermutlich Tausende der ja leicht zu findenden Königinnen einlagern und später zu stattlichen Preisen anbieten.
Vielleicht noch etwas gepusht mit ein paar Arbeiterinnen.
Die Haltungserfolge wären ohne Zweifel dürftig, das Geld für Ameisen und „Zubehör“ rausgeschmissen, die leichtgläubigen Kunden ausgeschmiert.
Eine „Hilfe“ für die gefährdeten einheimischen Waldameisen auf diesem Wege ist Utopie, siehe obige Threads, und Schönfärberei der blanken Gier, auch noch solche Arten halten zu müssen. :roll:
Wer wirklich den Waldameisen etwas Gutes tun möchte, kann das über die nächstgelegene Ameisenschutzwarte tun.

Man sollte sich auch nicht von dem hinlänglich bekannten User „Kuro“ in die Irre führen lassen (derzeit im AAM): Er kennt anscheinend noch reiche Waldameisen-Vorkommen in seiner Umgebung,
in der Steiermark, und verkündet danach, dass die Waldameisen viel zu häufig seien, alle anderen Ameisen verdrängen und ähnlichen Unsinn. :roll:

Was die juristischen Belange beim Waldameisenschutz etc. betrifft, war 2014/2015 ein nur allzu bekannter User beteiligt, der sich auch jetzt wieder im AAM einbringt.
Hinterrücks, weil im AAM gebannt, schreibt er im Eusozial-Forum, über die "Kooperation" mit dem AAM, so dass dort seine Einlassungen angezeigt werden.

MfG,
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Merkur » Freitag 15. Juli 2022, 10:57

Teure Wanderung: Spinne angepustet – YouTuber muss 10.000 Euro zahlen

Der reißerische Titel war hier gestern bei t-online zu lesen.
10.000 Euro – so viel Geld muss ein YouTuber für eine Wanderung im Siebengebirge zahlen. In einem Video darüber macht er seinem Ärger Luft.
"Das Wandern ist des Müllers Lust", besagt ein altes Volkslied. Dem YouTuber Sebastian Reuter aus Köln ist die Lust am Wandern in Naturschutzgebieten aber erst mal vergangen. Der Grund: Das Amt für Umwelt und Naturschutz des Rhein-Sieg-Kreises will über 10.000 Euro von ihm.
Denn: Auf einer seiner Wanderungen im Siebengebirge und der Wahner Heide soll er mehrfach gegen den Naturschutz verstoßen haben. Unter anderem wirft ihm die Behörde vor, dass er eine Spinne und einen Salamander mutwillig beunruhigt habe.
Außerdem habe er verbotenerweise in Schutzhütten übernachtet. Diese sind als Regenschutz gedacht. Auch habe er verbotenerweise Feuer gemacht, um sich Essen zu kochen. Seinem Ärger um den Bußgeldbescheid mit 22 Verstößen macht er auf seinem YouTube-Kanal Luft.
Er hält es für unverhältnismäßig, ihn für diese Dinge zur Rechenschaft zu ziehen, insbesondere für den Vorwurf, in einer Schutzhütte gecampt zu haben. Einsicht zeigt er nicht: "Wie soll ich Reue zeigen, wenn man mir vorwirft, ich hätte in einer Schutzhütte übernachtet?" Hätte er Reue gezeigt, sagt er, wären ihm 7.500 Euro erlassen worden. Er sehe nicht, dass er etwas falsch gemacht habe. Zur Verdeutlichung schildert er eine Situation, in der er eine Spinne filmen wollte. Er habe sie angepustet und sie angeleuchtet, damit sie sich bewege. Das wird sinngemäß als mutwillige Störung von Wildtieren ausgelegt. Dass offenes Feuer im Naturschutzgebiet grundsätzlich verboten ist, darauf weist er im Video nicht hin.
Auf die Verstöße sei das Amt für Umwelt und Naturschutz des Rhein-Sieg-Kreises aufmerksam geworden, indem es soziale Medien durchforstet habe. Wenn Außendienstmitarbeiter wegen Regens nicht unterwegs seien, würden sie dort nach Verstößen suchen. Letztlich habe der YouTuber dann die volle Höhe des Bußgeldes bezahlen wollen. "Ich kann nichts von Einsicht in die Kamera heucheln", sagt er in seinem Video. (Hervorhebungen durch mich, Merkur)

Was mir dazu einfällt:
- Man konnte bereits Bilder bzw. Clips sehen, in denen z. B. Waldameisennester mit Benzin übergossen und angezündet wurden…
- In einem Forum hat vor Jahren mal jemand über seine Suche nach Ameisen unter Steinen berichtet, in einem Naturschutzgebiet!
- Ein Ameisenhändler in Bayern hatte unsinnig viele Gynen von Camponotus ligniperda gerafft und seine Funde in einem Forum gezeigt.
- Andere Ameisenhändler hatten ungenehmigt Ameisen, Spinnen, Orchideen etc. im Ausland gesammelt, u.a. in Australien, und wurden beim Schmuggeln der Organismen vom Zoll erwischt.

Man sollte vorsichtig sein mit dem, was man ins Netz stellt. Vernünftigerweise informiert man sich man sich bevor man etwas aus der Natur entnimmt, oder gar dort Schaden anrichtet.
Am besten verzichtet man natürlich auf mögliche Verstöße gegen Natur- und Artenschutzbestimmungen.


MfG,
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