Hallo Phil,
Ich denke, dass wir mit dem vorliegenden Material nicht wesentlich weiter kommen!
Zunächst: -
Fx. nit. ist da, wo sie in
Formica-Nestern lebt, im allgemeinen zahlreich vorhanden. „Sicherung“ von ein paar Tierchen für wiss. Zwecke ist m. E. vertretbar.
- Das Merkmal „reduzierte Mandibeln“ bei den Männchen habe ich nicht beachtet. Es ist auf dem Startbild hier im Thread tatsächlich erkennbar, wenn man es „erwartet“. In unserer
Formicoxenus-Bibel ist es sogar als Gattungsmerkmal angegeben (das ist 35 Jahre her!):
Francoeur, A., Loiselle, R., Buschinger, A.: Biosystematique de la Tribu Leptothoracini (Formicidae, Hymenoptera). 1. Le Genre Formicoxenus dans la Région Holarctique. Naturaliste can. 112, 343-403, 1985.
http://www.antwiki.org/wiki/images/b/b3 ... l_1985.pdf - Wenn die 3 Exemplare im Bild vom 28.9. alles Männchen sind, könnte es sein, dass die Männchen nicht ganz so einheitlich gestaltet sind, wie man bisher annahm. Männchen-Polymorphismus? (Hypothese).
- Zeitraum des Sexualverhaltens: Ist a) entweder länger als bisher allgemein bekannt, oder b) regional verschieden, oder c) abhängig von Ernährungsgrundlage der Wirtsart verschieden, oder d) abhängig von Witterungsverlauf des Frühjahrs-Sommers von Jahr zu Jahr unterschiedlich, oder ??. (Hypothesen, die man prüfen müsste).
- Rangkampf von Männchen? - Ist mir auch nichts bekannt. Allgemein bei solchen sterzelnden Arten werden Männchen „wild“, wenn sie in Duft-Kontakt mit dem Sexpheromon kommen (auch aus präparierten Giftdrüsen der Weibchen und sogar Arbeiterinnen). Für mich die näher liegende Hypothese: Es gab Männchen-Überschuss; in der Nähe hat ein Weibchen gesterzelt, was das Aufreitverhalten der Männchen ausgelöst hat. Hilfshypothese: Ein Weibchen bzw. Arbeiterin wurde beschädigt, etwas gedrückt etc., wobei Giftdrüsensekret ausgetreten ist; sie sollen auch mit dem GDR-Sekret bei ausgestrecktem Stachel Angriffe der
Formica abwehren… Das Gdr-Sekret wirkt in der
Leptothorax-Gruppe bei der Tandemrekrutierung und löst auch Sexualverhalten bei Männchen aus. Ob Rangkampf unter Männchen lässt sich wohl nur experimentell klären.
- Irgendwie geht mir auch noch etwas im Kopf herum in dem Sinne, dass
Fx. nitidulus ja ein riesiges Areal besiedelt, aber doch in zahlreichen ziemlich isolierten Populationen.
Formica-Kolonieverbände sind ja doch oft weit voneinander entfernt (Funde bei
Serviformica gibt's nur wenige). Flugtüchtige Gynen sind eher selten; ob und wie weit sie fliegen, ist m. W. unbekannt, Genfluss entsprechend wohl gering. Subspecies hat man allgemein abgeschafft, aber Unterschiede zwischen Populationen sind generell doch recht üblich. Aber das ist ein eigenes Thema, über das ich zurzeit viel nachdenke...
V. G.,
Merkur