Oryttus concinnus ist m.E. eine eigentümlich Wespenart. Natürlich beziehen sich meine bisherigen Beobachtungen auf kurze Zeitfenster und ich kenne kaum Arten, die ich zum Vergleich herziehen kann. So wie es jetzt ausschaut, scheint die Wespe keine Frühaufsteherin zu sein, dafür ist sie bis am Abend aktiv. Vor 12.00 Uhr konnte ich sie noch nie beobachten. Das mag daran liegen, dass die Blumenkiste so positioniert ist, dass sie erst am späteren Nachmittag von der Sonne beschienen wird. Jedenfalls blieb der Nesteingang auch an schönen Tagen bisher immer bis am Nachmittag zugedeckt. Bei schlechtem Wetter scheint sie überhaupt nichts zu unternehmen. Am Montag dem 12.8. (einen Tag nach der Entdeckung) konnte ich keine Aktivität feststellen (und war zuerst unsicher, ob das Tier überhaupt noch da ist). Am Dienstag 13.8. war der Nesteingang um 18.30 Uhr geöffnet, die Wespe war im Stollen am Graben. Sie verliess ca. im 15 Minutentakt das Nest, immer nur rückwärts und für sehr kurze Zeit, immer mit dem vordersten Beinpaar nach hinten wühlend, manchmal trug sie grössere Erdklümpchen auch mit den Mandibeln, rückwärtsgehend weg. Davon, dass ich im Abstand von ca. 20 cm mit der Kamera hantierte oder dass ich überhaupt das sass, schien sie keine Notiz zu nehmen. Dieses Verhalten wiederholte sich bis ca. um 19.30 Uhr. Danach verliess sie das Nest vorwärts, schlüpfte aber nach kurzer Zeit wieder zurück in den Stollen. Ich musste meine Beobachtung unterbrechen und als ich um 20.30 Uhr wieder einen Blick auf den Nesteingang warf, war dieser zugescharrt. Leider konnte ich nicht beobachten, ob von innen oder von aussen. Mir ist in der Folge nicht klar, ob die Wespe im Nest übernachtet oder in einem Versteck ausserhalb. Am Freitag dem 16.8. beobachtete ich die Wespe um 17.30 wieder beim Graben.
- Die Wespe vor dem alten Nesteingang.
Nach einer Viertelstunde folg sie ab. Der Nesteingang bleib dabei offen bis mindestens 18.30 Uhr. In diesem Zeitraum kehrte die Wespe nicht zurück. Danach musste ich meine Beobachtungen wieder unterbrechen. Am nächsten Morgen und mindestens bis am Mittag war das Nest wieder verschlossen. Am Sonntagnachmittag vom 18.8. konnte ich die Wespe leider nur ganz kurz und wieder nur bei Grabarbeiten beobachten. Am Montag darauf das selben Spiel: Über Mittag tat sich nichts am verschlossenen Nesteingang. Dann fiel mir am Dienstag auf, dass der Nesteingang mit auffällig hellem Sand zugescharrt war, der nur aus tieferen Regionen oder von der gegenüberliegenden Seite der Blumenwanne stammen konnte.
- Mit hellem Sand zugescharrter, erster Nesteingang.
Menschlicher Einfluss war jedenfalls ausgeschlossen. Dan geschah tagelang nichts mehr. Die Wespe schien mit ihrem Werk fertig und ward nicht mehr gesehen. Bis gestern Samstagabend 24.8. gegen 18.00: Da entdeckte meine Mitbewohnerin die Wespe wieder, in der gleichen Wanne - aber an einem anderen Ort.
- Oryttus concinnus vor dem neuen, wiedergeöffnetem Nesteingang.
Sie grub einen neuen Stollen am Beckenrand. Die Freude war natürlich gross und ich setzte mich heute Nachmittag wieder hin, um das Insekt zu beobachten. Mir fiel bis 15.30 nichts neues beim Verhalten auf, bis ich um 15.30 Uhr das Tier erstmals beim Verschliessen des Nesteingangs beobachten konnte.
- Die Grabwespe beim Zuscharren des Nestes.
Nachdem dem es den Eingang zugescharrt hatte, flog das Tierchen auf ein Stütz-Gestänge für Kletterpflanzen, welches im selben Topf verankert ist, ptuzte sich kurz und flog dann für mindestens 30 Minuten weg.
- Oryttus concinnus putzt sich in der Nähe des Nestes.
Leider musste ich meine Untersuchung hier abermals unterbrechen. Erst um 18.00 Uhr, konnte ich meinen Posten wieder beziehen. Der Nesteingan stand offen, die Wespe konnte ich kurze Zeit später auf- und abgehend an der Balkonmauer erspähen. Sie flog sogleich an den Stamm des Pfirsichbäumchens in der Kiste um kurz danach mit Grabarbeiten weiter zu machen. Um 18.45 Uhr verliess sie den Nesteingan vorwärts und scharrte diesen sorgfältig zu. Nach etwa einer Minute erfolgte der direkte Abflug in unbekannte Richtung. Bis 19.45 Uhr kehrte die Grabwespe nicht zurück. Ich gehe inzwischen davon aus, dass sie ausserhalb ihrer Bruthöhle übernachtet.