Echte Wespen (Vespinae)

Echte Wespen (Vespinae)

Beitragvon Reber » Donnerstag 18. Mai 2017, 13:19

Die grossen heimischen Wespen kann man oft schon daran unterscheiden, an welchem Holz sie Baumaterial sammeln. Die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) und die Hornisse (Vespa crabro) verwenden dabei morsches, verfallenes Holz, was den Nestern die "schöne" hellbeige, manchmal bräunliche Färbung gibt. Die anderen Arten sammeln ihre Holzphasern in dem sie oberflächlich verwittertes Holz anraspeln, ihre Nester sind entsprechend grau.

Deutsche Wespe raspelt Holz.JPG
Eine Königin der Deutschen Wespe (Vespula germanica) raspelt verwittertes Holz.
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Re: Echten Wespen (Vespinae)

Beitragvon Anolis » Donnerstag 18. Mai 2017, 16:55

Vielen Dank für den interessanten Beitrag!

Ich habe heute ebenfalls eine Vespula germanica beim sammeln von verwitterndem Holz fotografieren können.
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Re: Echten Wespen (Vespinae)

Beitragvon Boro » Donnerstag 25. Mai 2017, 17:55

Reber hat gerade erst über Vespula sp. und deren Nistmaterial gepostet: Gestern, 24.05. konnte ich im Garten die erste Arbeiterin von einer der beiden Arten beobachten, recht früh wie mir scheint. Die Flugkünste dieser jungen Arbeiterinnen sind imposant, sie "tänzeln" mit unglaublicher Leichtigkeit zwischen den Grashalmen hin und her, auf und ab.
L.G.
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Re: Echte Wespen (Vespinae)

Beitragvon Reber » Montag 5. Juni 2017, 17:01

Der Zufall wollte es, das eine Königin von Dolichovespula media, der "Mittleren Wespe" oder "Kleinen Hornisse" ausgerechnet meinen Balkon als Nistplatz ausgesucht hat! Das Nest blieb bis heute von mir unentdeckt... Meiner Mitbewohnerin ist dann heute eine anfliegende Wespe aufgefallen. Es existieren schon mindestens eine Arbeiterin.
Nest Mittlere Wespe.JPG
Typisch verlängerter Ausgang an jungen Nest von Dolichovespula media


An der Bestimmung gibt es keinen Zweifel, Dolichovespula media baut die Nester gerne im Freien (nie in Höhlen!), auserdem ist die graue Farbe und der Eingang, der bei jungen Nestern schlauchförmig nach unten verlängert ist, typisch. Die Art ist in Mitteleuropa verbreitet, aber nicht häufig. Das mag auch daran liegen, dass sie ihre Nester an so exponierten Lagen baut, dass sie von Menschen rasch entdeckt und oft vernichtet werden...

"Meine" Wespen haben das Nest zwar "gut getarnt", genau hinter der Verankerung der Sonnenstore angelegt, aber auf Dauer konnte es nicht verborgen bleiben. Der Standort befindet siches nicht nicht einmal 2 Meter von der Balkontüre entfernt. Wenn in einem Monat mehr Arbeiterinnen vorhanden sind, wird es sicher zu Problemen führen. Denn auch die friedlichsten Wespen mögen es nicht, wenn man im unmittelbaren Nestbereich herumläuft.

Mir bleibt nichts anderes übrig, als das Nest an einen geeigneten Ort zu versetzen.

Dazu habe ich ein Schachtel mit einem Sagex-Stück präpariert. Dieses enthält ein Loch, in welchem das Nest nach dem Herunterschneiden aufrecht stecken bleiben wird. Die Wespen können so ihre Brut weiter versorgen und ihr Nest später unterhalb erweitern.
Sagex als Nesthalterung.JPG
Nesthalterung
Umsiedlungskiste vorbereitet.JPG
Umsiedlungskarton


Die Umsiedlung werde ich in der nächsten kalten Nacht starten. Dann sind die Tiere im Nest und vorallem auch nicht allzu schnell...
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Re: Echte Wespen (Vespinae)

Beitragvon Boro » Dienstag 6. Juni 2017, 06:03

Hallo Reber!
Danke für den Bericht und deine "sanfte" Methode an das Problem heranzugehen. Bei uns ist die Art zumindest im stadtnahen Bereich selten und die Nester bleiben ziemlich klein, auf meinem Feigenstrauch konnte ich einmal ein Exemplar beobachten: viewtopic.php?f=30&t=1087&p=8544&hilit=Vespula+media#p8544
Vor einigen Jahrzehnten hatte ich einmal ein Nest in unserer Hecke (verschiedene Sträucher wie zu "Großmutters Zeiten", keine Monokultur).
Vor 10 Tagen gab`s einen Familienausflug in ein Tal der Hohen Tauern in Kärnten. Anlässlich einer wohlverdienten Ruhepause konnte ich mit Freude eine Königin der Art dabei beobachten, wie sie von einem hölzernen Schaukelgerüst Holzfasern abgeraspelt hat. Die daneben befindliche Almhütte liegt auf 1400 m Seehöhe.
L.G.
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Re: Echte Wespen (Vespinae)

Beitragvon Reber » Sonntag 18. Juni 2017, 15:15

Die Umsiedlung der Dolichovespula media ist soweit gelungen. Leider sind einige Arbeiterinnen beim Abnehmen des Nestes entkommen. Sie verweilen nun am alten Standort und versuchen ein neues Nest zu bauen. Die Königin konnte ich gemeinsam mit 4-5 Arbeiterinnen in der Nähe meines Bienenstandes ansiedeln. Dort sollten die Tiere niemanden stören.
Ob die Kolonie es schafft, werde wir allerdings erst in eineigen Wochen wissen...
Dolichovespula media Nest.JPG
Umgesiedeltes Nest am neuen Standort
Dolichovespula media Arbeiterin.JPG
Eine Arbeiterin des Volkes hat etwas Honig auf dem Dach einer Bienenbeute entdeckt.
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Re: Echte Wespen (Vespinae)

Beitragvon Reber » Dienstag 20. Juni 2017, 21:26

Es gibt verhalten positives vom umgesiedelte Nest der Mittleren Wespe zu berichten: Mehrere Arbeiterinnen haben sich richtig eingeflogen, sie tragen Futter ein und reparieren weiterhin das Nest. Leider hatte ich bei den Kontrollrundgängen nur das Handy dabei:
Dolichovespula media Arbeiterin am umgesiedelten Nest.JPG


Inspiriert von Boros Tipps im Polistes-Thread, habe ich die Tiere unter dem Nest gefüttert. Die Wespen nehmen tote Fliegen tatsächlich gerne an!

Beim Beobachten des umgesiedelten Wespennestes lehnte ich an eine Eiche. Sofort umkreiste mich eine offenbar aufgeschreckte Hornissenkönigin und flog dann weg. Zuerst dachte ich mir nichts dabei, bzw. nur, dass die wohl auf meine Bienen aus war. Als ich eine Stunde später wieder an selber Stelle halt machte, war die Hornissenkönigin schon wieder da. Das konnte kein Zufall sein. Zuerst dauchte ich an ein Nest, konnte aber keinen geeigneten Hohlraum im eher jungen Baum entdecken. Also wartete ich in einigem Abstand und die Hornisse kehrte tatsächlich zurück. Und da wurde klar, die grosse Wespe braucht die Eiche nicht um auf Bienen zu lauern, sondern um sich an ihrem Saft zu laben! Sie liess ich wiederholt an einer Stelle nieder, an der der Baum „blutete“ um den Saft aufzulecken.
Dazu Wikipedia:
Für die eigene Ernährung nutzen Hornissen-Imagines zuckerhaltige Säfte und Flüssigkeiten, besonders gern Baumsäfte an Rindenverletzungen, nur sehr selten besuchen sie Blüten.
Auch hier gibt’s nur schlechte Handybilder:
Hornisse trinkt Eichensaft.JPG
Vespula crabro trinkt Baumsaft.JPG
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Re: Echte Wespen (Vespinae)

Beitragvon Boro » Mittwoch 21. Juni 2017, 07:33

Schöne Beobachtung, die ich vor einigen Jahren ebenfalls mit Fotos dokumentiert habe. Angeblich können Hornissen selbst die Rinde anbeißen oder sie nutzen die von Hirschkäfern verursachten Öffnungen.
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IMG_2198a.jpg
Eine Hornissenkönigin nährt sich am (verfestigten) Saftaustritt an einem Eichenstamm
IMG_2200.JPG
Auch furchtlose Waldameisen nützen diese Nahrungsquelle
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Re: Echte Wespen (Vespinae)

Beitragvon Trailandstreet » Mittwoch 21. Juni 2017, 08:09

Pflanzensäfte gehören anscheinend zur Speisekarte der Hornissen. Ich konnte sie auch immer wieder an unserem Flieder beobachten, wie sie die Rinde abbissen, um an den Saft zu kommen. Heuer habe ich noch kaum Hornissen gesehen.
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Re: Echte Wespen (Vespinae)

Beitragvon Reber » Mittwoch 28. Juni 2017, 17:53

Gute Nachricht von bzw. vorallem für "meine" Wespen: Die Umsiedlung hat funktioniert!

IMG_9543 (2).JPG
Nest am 28.6.2017

Die Tiere haben das Nest ausgebaut - und zwar in Eile, davon zeugen die vielen Grau - und Grüntöne und besonders die grossen Abstände beim Muster. Jedenfalls deute ich das so, denn die Nester die ich von der Art normalerweise kenne, weisen einen fast einheitlichen Grauton und relativ kleine Abstände zwischen den Farben auf. Aber vielleicht wiederspiegelt die Farbe des Nestes auch einfach das grosse Angebot an verwittertem Holz in der Umgebung...

IMG_9547.JPG
Mittlere Wespe arbeitet am Nest

Um die Wespen von den kommenden starken Gewittern zu schützen, musste ich ein Stück des Deckels der Styroporkiste, welche das Nest umgibt wieder ansetzen.
Wenn die sonst friedlichen Tiere eines nicht ausstehen können, dann, wenn man das Nest erschüttert. Sofort schauen einige Späher zum Rechten und umschwirren den vermeintlichen Angreifer. Auf dem Nest machen sich Verteidigerinnen breit um koordiniert angreifen zu können. Das zeigt mir, es gibt genug Tiere, dass die Kolonie überleben kann...

IMG_9550 (2).JPG
Verteidigerinnen sammeln sich auf der Nestoberfläche
IMG_9549 (2).JPG


Edit: Die meisten dürften den Bericht von Frank drüben im Eusozial schon kennen, da viele sowieso in den Ameisenforen querlesen. Für alle die es nicht tun, schaut rein, es lohnt sich, er hält Vespula vulgaris - mit Nesteinsicht!
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Zuletzt geändert von Reber am Mittwoch 28. Juni 2017, 21:02, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Edit
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Re: Echte Wespen (Vespinae)

Beitragvon Reber » Mittwoch 19. Juli 2017, 16:18

Die „Abfälle“ aus der Honigernte, hier die Wabendeckel aus Wachs, haben mir erlaubt, die Dominanzhierarchie zwischen verschiedenen Wespenarten etwas genauer zu beobachten.
Als erstes muss ich anmerken, wie friedlich die Wespen an diesem reichlich gedeckten Tisch waren, besonders gegenüber dem Beobachter – ich konnte aus nächster nähe fotografieren ohne auch nur ein einziges Mal angegriffen zu werden.
Aber auch unter den Insekten kam es zu keinen Stechereien. Hin und wieder gab es natürlich kurze Auseinandersetzungen zwischen Individuen der selben Art und auch artübergreifend, diese waren aber stets von kurzer Dauer und das unterlegen Tier (oder beide) entfernte sich aus dem unmittelbaren Bereich um ihr Werk fortzusetzen.

Wespen der gleichen Kolonie liessen sich oft in Gruppen am selben Ort nieder um nach Nahrung zu suchen. In solchen Gruppen kam es nie zu innerartlichen Auseinandersetzungen.
Dolichovespula media.JPG
Gruppe Dolichovespula media
Grüppchen Vespula sp.JPG
Gruppe Vespula sp


Nicht erstaunen kann, dass die Hornissen ganz oben auf der Hierarchiestufe stehen.
Chef auf dem Platz.JPG
Vespa crabro dominiert


Beeindruckt hat mich allerdings, dass eine einzelne Hornisse mühelos eine ganze Gruppe zahlenmässig überlegener Wespen vertreiben kann. Die Bilder zeigen wie eine Vespa crabro neun Dolicovespula media verjagt.
Vorher Hornisse nähert sich gruppe Mittlerer Wespen.JPG
Vorher...
Nachher - die Gruppe Mittlerer Wespen ist verstoben.JPG
Nachher
Hornisse vertreibt Dolichovespula media und Polistes.JPG
Ob Dolichovespula media oder Polistes dominulus, die Hornisse setzt sich durch, wenns sein muss gegen beide gleichzeitig...


Die Mittlere Wespe auch kleine Hornisse genannt, gehört selber zu den dominanten Arten und lässt sich auf dem Platz sonst von niemandem vertreiben – ausser manchmal von den zierlich scheinenden Polistes dominulus! Der Mut der anwesenden Polistes geht soweit, dass sie sogar versuchen, den Hornissen Paroli zu bieten – während alle anderen sofort reissaus nehmen. Ich konnte aber kein einziges Mal beobachetn, dass sich eine Feldwespe gegen diesen übermächtigen Gegner hätte behaupten können.
Polistes dominulus vertreibt Dolicovespula media.JPG
Polistes dominulus vertreibt Dolicovespula media
Polistes und Dolicovespula media.JPG
Feldwespe und Mittlere Wespe
Polistes dominulus vs Dolichovespula media.JPG
Polistes dominulus verjagt Dolichovespula media
Vespa crabro und Polistes dominulus.JPG
Feldwespe und Hornisse
Polistes dominulus versucht sich gegen Vespa crabro zu behaupten.JPG
Polistes dominulus versucht sich gegen Vespa crabro zu behaupten - allerdings erfolglos.


Unsere bekannten Wespen Vespula vulgaris und Vespula germanica können da nicht mithalten. Aber was solls, 5 cm weiter findet man auch Honigrückstände, es hat für alle genug.
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Re: Echte Wespen (Vespinae)

Beitragvon Reber » Sonntag 20. August 2017, 20:09

Die Saison für Dolichovespula media ist vorbei, die Nester sind verlassen, das entspricht dem natürlichen Lebenszyklus der Art.

Das Foto zeigt die Unterseite des umgesiedelten Nestes. Die dicke der Nestwand und die Kammern lassen erahnen, warum diese Art ihre Nester im offenen Gelände, z.B. in Gebüschen, anlegen kann, wo sie der Witterung ausgesetzt sind.

Nestwand Mittlere Wespe.JPG
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Re: Echte Wespen (Vespinae)

Beitragvon Boro » Montag 21. August 2017, 14:39

Sehr schöner Bericht, Reber!
Ich locke ebenfalls Wespen an, indem ich z. B. die Reste meiner Wassermelonen anbiete. Solange das rote Fruchtfleische noch dran ist, sind die Wespen sehr dankbar. Leider habe ich heuer keine Mittleren Wespen, das sind für mich die schönsten Tiere! So gibt es vor allem Vespula vulgaris und auch Polistes dominula. Die Dominanzhierarchie bestätigt sich immer wieder: Polistes spp. steht über Verspula spp., bemerkenswert ist die Tatsache, dass auch die (stachellosen) Männchen in die jeweiligen Kategorien fallen, so wie bei deinen zwei Fotos, wo sich ein Männchen von Polistes gegen Vespula media durchzusetzen scheint. Zwischen den unterschiedlichen Gattungen kommt es aber nie zum Kampf, denn Vespula wäre Polistes was Wendigkeit und Kraft anbetrifft sicher überlegen. Auch Männchen der Hornisse zeigen bei Bedrohung ein ähnliches Verhalten wie die weiblichen Kasten, sie drohen mit vorwärts gerichteter Gasterspitze!
Wird das Futterangebot knapp, zeigt sich unter den Vespula deutliches Konkurrenzverhalten, eine Wettbewerbsverdrängung ist die Folge: plötzlich merken die Arbeiterinnen, dass z. B. eine unmittelbare Nachbarin aus einem fremden Nest stammt....
Abgesehen von der unterschiedlichen Wendigkeit und Kraft erweisen sich Polistes spp. als deutlich thermophiler: Unter etwa 20°C gibt es ohne Besonnung der Nestregion oder der Futterstelle praktisch keine Flugbewegung, wenn die Temperatur deutlich unter 20°C sinkt, sind Polistes spp. praktisch flugunfähig und bringen bestenfalls einen Gleitflug bergab zustande.
L.G.
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DSC01455.JPG
Am rechten Bildrand befindet sich eine Polistes dominula
DSC01459.JPG
Wirkliche Auseinandersetzungen zw. den Gattungen gibt es nicht, eine kurze Drohgebärde oder ein (harmloses) Zuschnappen Richtung Vespula reicht aus....
Boro
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Hornissen (Vespa crabro) ringeln Flieder

Beitragvon Merkur » Samstag 2. September 2017, 11:17

Gestern(1. Sept. 2017) ist es mir gelungen, im Garten ein paar Fotos zum Thema zu schießen.
Dass Hornissen an Sträuchern stellenweise die Borke abnagen, ist gut bekannt. Seit ein paar Tagen beobachte ich (zu meiner Freude!), dass um den Fliederstrauch immer wieder 2-3 Hornissen herumfliegen. An mindestens drei Stellen sah ich auch die charakteristischen Spuren, ringförmig geschälte Zweige. So stellte ich mich mit der Kamera auf die Lauer. Die Tiere sind sehr friedlich, nur darf man sich nicht rasch bewegen, sonst sind sie weg.

1-Fraßst.+Vespa-966.jpg
Auf Augenhöhe!
Es war nicht leicht: Bei zum Teil hartem Gegenlicht hatte die Kamera Probleme mit dem Scharfstellen. Nach rechts geht es
zum dickeren Stamm, nach links zu den Verzweigungen mit dem Laub.

2-Fraßstelle-967.jpg
Die Fraßstelle am Fliederzweig
Die Borke wird bis auf das Holz abgenagt. Der Zweig hat einen Durchmesser von 10 mm (einschließlich der Borke)

3-Fraßst.+Vespa-024+.jpg
Eine junge Königin
Sie fühlte sich gestört und war am Abflug. Es waren auch deutlich kleinere Arbeiterinnen am Werk. Oft kamen die Tiere nach
wenigen Sekunden wieder zurück; nach gut einer Stunde hatten sie sich wohl an meine Anwesenheit gewöhnt.
Noch abends um 20:00 bei Dämmerlicht und nur noch 16°C konnte ich eine Hornisse an der Ringelung sehen.

4-Fraßst.alt-981.jpg
Eine alte Fraßstelle
Hier haben Hornissen vor drei oder vier Jahren den Zweig bearbeitet. Eine Verzweigung war die Folge. An anderen Stellen ist
alles außerhalb der Ringelung abgestorben.

Was ich gestern deutlich beobachten konnte: Die Wespen lecken stets an dem Rand des Ringes, der zu den Verzweigungen
mit dem Laub hin weist: Von dort kommen die Assimilate (im Bast, dem Phloem), also Säfte, die den begehrten Zucker
enthalten. Wasser und Salze strömen weiterhin im Holz (Xylem) in Richtung der Zweigspitzen, so dass die „Zapfstelle“ für
einige Tage süßen Saft liefert.Es geht hier also nicht um Baumaterial für das Nest, sondern um Kohlenhydrate!

5-Hornisse F-Cr26.5.04 0139.jpg
Königin sammelt Baumaterial
Das Foto ist vom 26. Mai 2004 in unserem ehemaligen WE-Grundstück im Odenwald. Eine Königin in Koloniegründung
nagt morsches Holz aus einem Baumstubben. Sie hatte Löcher bis zur Größe eines Hühnereis darin ausgeschabt.

Weshalb die Hornissen beim „Ringeln“ eine Vorliebe für Flieder haben, weiß ich nicht. Bisher habe ich sie an keinem anderen
Strauch oder Baum in meinem Garten bei dieser Tätigkeit beobachtet, während sie an toten Baumstämmen und Zaunpfählen gerne
Holz für den Nestbau abschaben. Das Nest muss irgendwo in der Nähe auf einem Nachbargrundstück liegen. Ich sah nur wenige
Male im Frühsommer eine Königin in unserem Garten umher fliegen. Offenbar hat sie inzwischen in der Nachbarschaft ein Volk
aufbauen können. Schön, dass diese wunderbaren Tiere hier leben mögen! :)

MfG,
Merkur

Im alten Ameisenforum habe ich 2011 über ein großes Hornissennest in unsrem damaligen WE-Grundstück berichtet:
https://www.ameisenforum.de/hornissen-e ... ml#p297632
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Re: Echte Wespen (Vespinae)

Beitragvon Anon » Samstag 2. September 2017, 12:20

Hornissen, die (bevorzugt) an Flieder-Rinden nagen, um so an den Zuckersaft zu kommen. Das wußte ich noch nicht, Danke für´s Teilen!

Merkur hat geschrieben:Weshalb die Hornissen beim „Ringeln“ eine Vorliebe für Flieder haben, weiß ich nicht. Bisher habe ich sie an keinem anderen
Strauch oder Baum in meinem Garten bei dieser Tätigkeit beobachtet, [..]


Google sagt dazu:
Bei anhaltend warmem Wetter im Hoch- und Spätsommer kann man gelegentlich Hornissen (Vespa crabro) beim sogenannten Ringeln beobachten. Sie knabbern mit ihren scharfen, kräftigen Beißzangen die Rinde der bis zu daumendicken Triebe ab und legen dabei zum Teil recht großflächig den Holzkörper frei. Das bevorzugte Ringelopfer ist der Flieder (Syringa vulgaris), aber auch an Eschen und Obstbäumen kann man dieses merkwürdige Schauspiel manchmal beobachten.

Das Ringeln dient einzig dem Zweck, an den süßen Zuckersaft zu kommen, der aus der verletzten Rinde austritt. Er ist äußerst energiereich und für die Hornissen wie eine Art Flugbenzin. Ihre Vorliebe für den Flieder, der wie die Esche zu den Ölbaumgewächsen (Oleaceae) gehört, hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass er eine sehr weiche, fleischige und saftreiche Rinde besitzt. Die Hornissen werden gelegentlich auch dabei beobachtet, wie sie Fliegen und andere Insekten erbeuten, die vom austretenden Zuckersaft angelockt werden. Die proteinreiche Nahrung dient aber vor allem zur Aufzucht der Larven. Die erwachsenen Arbeiterinnen ernähren sich fast ausschließlich von Zuckerstoffen aus überreifem Obst und eben aus dem Rindensaft der genannten Gehölze. / Quelle: https://www.mein-schoener-garten.de/lif ... eder-25721


Dieses youtube-Fundstück sollte gut zum Thema passen:



Wünsche ein schönes Wochenende! :)
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Anon
 

Re: Echte Wespen (Vespinae)

Beitragvon Boro » Mittwoch 6. Dezember 2017, 18:35

Ungewöhnliche Begegnung
Gestern hatten wir wieder eine Sitzung des Naturwiss. Vereins (Entomologen). Ein Kollege hat berichtet, dass in seiner Terrasse seit ein paar Tagen männliche Wespen herumfliegen, deren Freiheitsdrang schließlich an den großen Scheiben endet.
Zum Schwärmen bereite Wespenmännchen im Dezember? Nun, das Nest wird sich wohl in der Dachkonstruktion der Veranda befinden und von dort kommen die Wespen in den Raum. Trotzdem, wie kann es sein, dass Geschlechtstiere jetzt offenbar noch schlüpfen, deren Nester samt Inhalt längst tot sein müssten? Arbeiterinnen wurden keine gesichtet. Bei uns herrschen seit ein paar Wochen kalte Temperaturen, von irgendeinem Insektenflug im Freien kann keine Rede sein. Meines Wissens werden verlassene Wespennester bald von Parasiten befallen und verfallen rasch.
Wie auch immer, das sind meine ersten Geschlechtstiere von Vespula sp., die ich je im Dezember (und anscheinend gibt es noch keine Ende der Flugtätigkeit, jeden Tag kommen ein paar Individuen dazu) je aktiv gesehen habe. Und sie scheinen jedenfalls gesund und munter zu sein. 2 Exemplare habe ich bekommen, zur Bestimmung und für diesen Beitrag. Ich konnte im www keinen Bestimmungsschlüssel für männliche Wespen finden, vermute aber auf Grund der Körperzeichnung, dass es sich um Vespula germanica handelt. Ich konnte die Tiere leider nicht ganz vom Staub befreien, das erkennt man auf den Fotos!
L.G.
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DSC01636.JPG
Ein Männchen in Seitenansicht
DSC01639.JPG
Frontaler Blickwinkel
DSC01640.JPG
fast dorsale Ansicht
DSC01641.JPG
und v. vorne/oben
Boro
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Re: Echte Wespen (Vespinae)

Beitragvon Reber » Donnerstag 7. Dezember 2017, 09:00

Hallo Boro, das ist wirklich sehr interessant. Eine eigene Beobachtung zum Thema spätes Saisonende bei Kurzkopfwespen: Meine Eltern hatten heuer im Storenkasten des grossen Stuben-Fensters je ein Wespennest von Vespula vulgaris oder Vespula germanica. Genau habe ich sie nicht bestimmt. Die Wespen durften bleiben, weil der eine Fensterteil, welcher der Lüftung dient, sowieso durch ein Fliegengitter abgesichert ist.
Die Tiere haben sich absolut unproblematisch verhalten. Konkurrenz zwischen den etwas über zwei Meter entfernten, direkt gegenüberliegenden Nestern war nicht festzustelln. Erst gegen September, haben beide angefangen die Scheiben zu verdrecken. Es entsanden vielleicht 5-10 cm langen, dünne, milchige Streifen und einige Flecken, die mich an das Geschmiere erinnert, welches Messor barbarus in der Haltung manchmal anrichten. Meine Eltern haben Ende Oktober, als sie dachten, die Saison sei zu Ende und die Wespen weg, die Scheiben gereinigt. Und dann festgestellt, dass immer noch Tiere fliegen und die Scheiben erneut verschmieren.

Beim einem Nest habe ich am 27.11.2017 noch vereinzelt Arbeiterinnen fliegen sehen - 2 Tage nach dem ersten Schnee (der allerdings nicht liegen blieb) und ca. zwei Wochen nach dem ersten Frost.

Meine Eltern haben mir dann erzählt, dass sie in den Tagen zuvor eine freche Kohlmeise in die Rollladenkästen hätten fliegen sehen und es hätte den Anschein gemacht, dass diese vor Nacheilenden Wespen hätte "flüchten " müssen...
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Re: Echte Wespen (Vespinae)

Beitragvon Merkur » Donnerstag 7. Dezember 2017, 10:34

Wespen bis 22. Dezember

In diesem Jahr ist bei uns schon länger nichts mehr von Wespen zu sehen, aber im Ameisenwiki habe ich 2006 über Wespenflug bis 22. Dezember berichtet. Ich kopiere den Beitrag hier ein, da man ja nicht weiß, wie lange das AWiki noch Bestand hat. :roll:

Rindenläuse und Wespen noch Ende November (edit: Es ging bis Ende Dezember, siehe unten!)

Das ungewöhnlich warme Wetter in diesem November 2006 hat offenbar zur Folge, dass man noch immer Insekten sehen kann, die eigentlich längst ihren Jahreszyklus abgeschlossen haben sollten.
Doch bis heute (26.11.06) beobachte ich fast jeden Tag an einer Waldkiefer (Pinus silvestris) im Garten regen Flugbetrieb von mehreren Fliegenarten, Schwebfliegen und Wespen!
Die Bestimmung ergab, dass es sich um die Deutsche Wespe (Paravespula germanica) handelt. Für diese sind lange Flugzeiten bis in den Herbst bekannt, aber bis Ende November? Sie fliegen ab etwa 8 Grad C, an der Hauswand gemessen, bereits in der Morgendämmerung. Bei 6 Grad C und bei Regen sind sie nicht zu sehen.
Ziel der Wespen und auch der Dipteren sind einige Zweige auf der windgeschützten Ostseite der Kiefer. Dort sitzen zahlreiche Rindenläuse an 2- und 3-jährigen Trieben (der Austrieb 2006 als „einjährig“ gerechnet). Es sind verschiedene Larvenstadien und Nymphen (mit Flügelscheiden) (Bild 1), sowie geflügelte Tiere, bei denen es sich wohl um Männchen handelt (Bild 2, bei tief stehender Morgensonne fotografiert).

1-Rindenläuse_Nov__06-07_web.jpg
Rindenläuse 7. Nov. 2006
2-Rindenläuse_Nov__06-09_web.jpg
Rindenlaus (Männchen?) 7. Nov. 2006
Honigbienen sieht man keine, und auch die Ameisen (Lasius niger), die sonst den Baum beherrschen, wagen sich nicht mehr heraus. Unter einem Stein am Fuß des Baumes allerdings krabbeln sie noch recht munter umher, zusammen mit zahlreichen Ameisenfischchen (Atelura formicaria).

Nachtrag 01.12.06: Nach der ersten Raureif-Nacht des Jahres und bei Sonnenschein fiel heute noch eine Wespe aus den Kiefernzweigen, etwas taumelig, aber doch noch sehr lebendig.

Nachtrag 02.12.06: Man nähert sich einem Eintrag ins Guiness Buch der Rekorde!
Wir haben Samstag, den 02. Dezember 2006, und nach einer weiteren Nacht mit Frost (Raureif, Gartenteich hatte morgens ein paar Eisnadeln an der Oberfläche) sind es gegen 11:00 noch keine 10 Grad C, aber die Sonne scheint. Mindestens ein Dutzend Wespen tummeln sich an Waldkiefer und einer Zwergkiefer. Heute ist es mir gelungen, auch ein paar davon mit der Kamera "abzuschießen" (Bilder 3 und 4).

3-Vesp__germ__02__Dez_06-01_web.jpg
Vespula germanica 2. Dez. 2006
4-Vesp__germ__02__Dez_06-2_web.jpg
V. germanica 2. Dez. 2006
Hat jemand ähnliche Beobachtungen über derart späten Wespenflug?
Am Nachmittag des 02.12.06 waren bei Fränkisch-Crumbach im Odenwald auch noch ein paar Waldameisen (Formica polyctena) unterwegs (Bild 5).

5- Formica_pol__02__Dez_06_F_C__web.jpg
Formica polyctena 2. Dez. 2006

Nachtrag 03.12. bis 20.12.06:
Die Wespen sind auch am 03.12.06 und am 04.12. morgens (bei 9 Grad C) geflogen. Am 03.12. habe ich bei einem Waldameisennest (Formica polyctena) auf dem Nest noch recht viele aktive Ameisen gesehen, und eine ca. 1 m neben dem Nestrand stehende Fichte war belaufen, wenngleich nur von relativ wenigen Ameisen. Ob sie in der Fichtenkrone noch Honigtau ernten konnten?

Solche Beobachtungen sind interessant, u. a. mit Blick auf die "Klimaerwärmung". Man darf gespannt sein, wie das dann in den kommenden Wintern aussieht.
Auch am 05.12.06 flogen die Wespen wieder fleißig die Kiefer an, bei 12 Grad C.

Mir wird inzwischen klar, weshalb die "Deutsche Wespe", die von Menschen nach Neuseeland eingeschleppt wurde, dort ganzjährig aktiv ist, mehrjährige, polygyne Völker und gigantische Nester (1-2 Kubikmeter mit Millionen Individuen!!!) hat. Sie gilt dort als eine der schlimmsten invasiven Arten, und ein Volk dieser Dimensionen reizt man auch nicht ungestraft.

Irgendwie ist es sehr lehrreich, wie eine kleine Änderung in den Temperaturbedingungen (bei uns jetzt ein hoffentlich ausnahmsweise zu warmer Herbst/ Winter; in Neuseeland dauerhaft solche Bedingungen) zu längerem Leben, und schließlich ganz schnell zu massiven Änderungen der Lebensweise und der sozialen Organisation führen kann. Es muss auch hier erwähnt werden: Jede exotische Ameisenart, die in unsere Bereiche transplantiert wird, könnte eine ähnliche Entwicklung durchmachen. Es muss nicht sein, aber von der Deutschen Wespe hätte man das auch niemals erwartet. Bis es eben passiert ist!

Am Nikolaustag, 06.12., um 8:30 bei 10 Grad C und bedecktem Himmel flogen die Wespen wie gewohnt an der Kiefer. Wie lange das in diesem Winter noch so weiter geht?
Freitag, 08.12.06, 12:00, 11 Grad C, bewölkt, zeitweise Regen: Die Wespen fliegen weiterhin meine Kiefer an!

Dr. Seifert berichtete, dass in der Gegend um Görlitz einige Völker von Waldameisen zurzeit eine herbstliche Geschlechtstieraufzucht machen.
Welche Folgen das haben wird, ist schwer abzuschätzen. Sicher verbrauchen die betroffenen Völker ihre für die Frühjahrs-Aufzucht notwendigen Reserven (sie ziehen ja im Frühjahr sehr bald Geschlechtstiere auf, zu einer Zeit, wo Honigtau und Beute noch nicht zur Verfügung stehen, also voll aus Körperreserven!).
Gewiss werden nun nach der unzeitigen Geschlechtstieraufzucht nicht auch neue Jungarbeiterinnen aufgezogen und zu Speichertieren herangefüttert: Dazu reichen weder Zeit noch Nahrungsangebot.

Auch früher gab es schon derartige Beobachtungen. So berichtet Frau Dr. Katrin Möller in der Zeitschrift „Ameisenschutz aktuell“ # 1/2001 über „Eine ungewöhnliche Beobachtung - Folge der Wetterkapriolen im Herbst?“. Männchen tummelten sich am 29. November 2000 auf einem Nest von Formica rufa.

Am Sonntag, 10.12.06 gegen 11:00 war ich auf der Terrasse und aß eine Banane. Prompt kam eine Wespe und forderte ihren Anteil!
Am Montag, 11.12.06, morgens bei nur 6,5 Grad C beobachtete ich 2-3 Wespen an der Kiefer beim Sammeln von Honigtau. Am 12.12. war trotz scheinbar geeigneter Temperaturen nichts zu sehen, aber am 13.12. um 15:25, bei 7,5 Grad C, leichtem Wind und Bewölkung mit kleinen Aufheiterungen, sehe ich doch wieder Wespen an meiner Kiefer!

Am 14.12., 10:30 bei 8 Grad C und wechselnder Bewölkung: 3 Wespen an der Kiefer.
Am 15.12. um 11.30 bei Sonne: Wiederum zwei Wespen unterwegs. Dabei hatte es in der vergangenen Nacht erstmals richtig Frost (so gegen minus 2 Grad C, an der Hauswand im Schatten allerdings morgens nur gerade mal 0 Grad). Auch am 16.12. vormittags waren einige zu beobachten 17. Dezember, 3. Advent, 11:00 bei Sonne und kühlem Wind: Die Wespen fliegen!

Ameisen: Am 12.12. habe ich beim Schneiden einer Hecke zufällig (und leider!) ein Nest von Temnothorax affinis geöffnet. Es war in einem toten Ast vom Feuerdorn (Pyracantha). Das ist vermutlich der erste Nachweis dafür, dass T. affinis auch in diesem Strauch nistet. Die Larven waren, wie das bei Temnothorax und Leptothorax im Winter normal ist, sehr geschrumpft und offenkundig trotz der warmen Witterung richtig in Winterruhe. Die Arbeiterinnen krabbelten nach dieser massiven Störung natürlich heftig umher. Ich habe das Nest notdürftig wieder geflickt und in der Hecke so deponiert, dass es vielleicht eine Überlebenschance hat, unter Verlust einiger Arbeiterinnen und Larven, die bei der Öffnung mittels Astschneider natürlich zu Boden fielen.

Am 18., 19. und 20. 12. war es für die Wespen zu kalt (4-5 Grad C). Am 22. 12. 06 wurde die letzte fliegende Wespe gesehen. In den folgenden Tagen war es zu kalt; am 29.12. gegen Mittag war es zwar sonnig und mit 9 Grad C warm genug, aber nun waren die Wespen vermutlich verhungert oder erfroren.
A. Buschinger (26.11./29.12.06)


MfG,
Merkur
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Re: Echte Wespen (Vespinae)

Beitragvon Boro » Donnerstag 7. Dezember 2017, 17:48

Danke Merkur für den Link! Ja, in diesem Fall haben die Witterungsparameter gepasst: In der Früh Frost, aber am Nachmittag Temperaturen gegen die 10°C, da können Wespen (Arbeiterinnen) noch fliegen, da sich die Nester meist in geschützter Lage befinden (Dachböden etc.). Ich habe meine eigenen Aufzeichnungen durchforstet: Am 20.11 gab es das letzte Mal einen Tageshöchstwert von 10°, in den nächsten Tagen ging es bergab: zuerst Regen, dann Schnee, in der darauffolgenden Woche das gleiche! Seit 20.11/21.11 gab es keinen einzigen Tag, wo +5° erreicht worden wären. Seit über 2 Wochen gibt es keinen Flugverkehr von Insekten, d. h., dass auch eventuell vorhandene Arbeiterinnen keine Nahrung holen konnten. Da Männchen kaum 1, 2 Wochen ohne Nahrung auskommen, gehe ich davon aus, dass es sich um extrem spät geschlüpfte, durchaus gesunde Männchen handelt, die infolge höherer Temperaturen in der Veranda veranlasst werden, das Nest zu verlassen (und zu schwärmen??). Oder sie verlassen das Nest einfach, weil "sonst niemand mehr da ist." Habe eben wieder ein E-Mail bekommen, wonach jeden Tag (auch heute) wieder ein paar Männchen gesichtet wurden, keine einzige Arbeiterin!!
Ich weiß von einem Fall im Bereich Salzburg-Stadt, wo auch bis Anfang Dez. Arbeiterinnen (!) noch Flugaktivitäten zeigten. Da gab es damals einen ausgesprochenen "Föhnmonat" mit immer wieder hohen Temperaturen, bis 15°C und sogar mehr.
Vielleicht gibt es da eine Parallele zu den Ameisen: Bei einigen Arten (siehe Seifert) gibt es immer wieder "Spätgeburten" von Geschlechtstieren, wobei vor allem Männchen in der Regel nicht überwintern, sondern von eigenen Arbeiterinnen getötet werden. Nur bei den Wespen gibt es eben keine Arbeiterinnen mehr, welche die Männchen entsorgen könnten.......
L.G.
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Boro
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Re: Echte Wespen (Vespinae)

Beitragvon Boro » Donnerstag 14. Dezember 2017, 14:43

Ich habe hier noch ein update zur "Wespengeschichte" im meteorologischen Winter 2017/2018.
Unser "wespengeschädigter" Entomologe hat mir eine Auflistung der bisherigen Funde in der Veranda geschickt:
1.-4.12.: ca. 7 Männchen
5.12.: 3 Männchen
6.12.: 3 Männchen
7.12.: 2 Männchen
8.12.: 1 Männchen
9.12.: 1 Männchen, 2 Gynen (!!)
L.G.
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