Hallo Radiergummi!
Gratuliere zu deiner (seltenen) Beobachtung und den tollen Videos!
1. Dazu gleich eine Frage: Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich deine Videos (beginnend mit diesem:
http://sendvid.com/khz5qg3u) mit meinem Texten verlinke (Durchführung nach deinem Ok). Ich gehe davon aus, dass du der Urheber der Videos bist.
2. Dann würde ich dich um genaue Angaben zu deiner Beobachtung bitten:
Datum dürfte klar sein, Uhrzeit, Ort und Habitat. Ich kenne die Art eher als "Kulturflüchter", nur von Wien ist mir bekannt, dass sie in den Vororten und sogar in städtischen Parkanlagen vorkommt. Die Angaben sollten aber
nicht zu genau sein, es gibt leider immer wieder böse Menschen.....
3. Zum Inhalt der Filme: Deine Beobachtung ist richtig, hin und wieder werden die mitlaufenden (offenbar) begatteten Gynen wenig beachtet, ich gewinne den Eindruck, dass die Aggression der sehr oft eigenen Schwestern im Nestbereich am heftigsten ist und zu einem regelrechten Alarm unter den Amazonen(arbeiterinnen) und Hilfsameisen führt und häufig mit der Tötung der jungen Gyne endet (
viewtopic.php?f=46&t=705), mit größerer Entfernung vom eigenen Nest nimmt die Aggressivität gegen die mitlaufenden Gynen ab. Daraus kann man den Schluss ziehen, dass die Polyergus-Nestbewohner(innen) begattete Gynen auf der Nestoberfläche als unmittelbare Bedrohung für die eigene (monogyn lebende) Königin ansehen, das ist auch deswegen interessant, weil Serviformica (vor allem F. fusca und F. cunicularia) keineswegs Monogynie "vorleben". Hier lassen sich die Hilfsameisen offensichtlich von den strikt monogyn lebenden Amazonen vor deren Karren spannen.
Eine mitlaufende Gyne parasitiert dann mit wenig Aufwand das überfallende Nest der Wirtsameisen, deren Bewohner sich noch in einem heillosen Durcheinander befinden. Auch da kann man kaum Aggression der letzten, verbleibenden Amazonen gegen die Gyne feststellen; allerdings betritt diese erst dann
dauerhaft das Wirtsnest, wenn die letzten Amazonen verschwunden sind.
Wenn die Gyne dann erfolgreich ein Nest gründet, befindet sich dieses aber in der "Todeszone" des ursprünglichen Amazonen-Nestes: Die Lebensdauer dieses Nestes kann je nach Entfernung vom Stammnest ein paar Tage, Wochen oder mit viel Glück wenige Jahre anhalten. Entdecken scouts ein fremdes Nest der eigenen Art, erfolgt ein Feldzug, der weniger dem Raub der notwendigen Arbeiterinnenpuppen gilt als vielmehr der Vernichtung des Konkurrenten.
L.G.