Sir Joe fragt
hier nach „
einer Statistik oder Quote für den Erfolg nach den Umsiedlungen“.
Außer solchen Berichten
über einzelne Landesverbände, wie sie Emse herausgesucht hat (s. Edit), gibt es tatsächlich
keine für die gesamte Umsiedlungs-Tätigkeit der DASW repräsentative Auswertung.
Das erklärt sich wohl am besten daraus, dass alle Arbeiten in der DASW und den Landesverbänden
ehrenamtlich durchgeführt werden. Die Mitglieder sind zum großen Teil berufstätig und opfern unentgeltlich
viel Freizeit für die Erhaltung der Waldameisen. Die meisten sind wohl gerne in der Natur, erfreuen sich an den Ameisen und wollen ihnen helfen. Für zusätzliche intensive Kontrolle, Buchführung und statistische
Auswertung über die Ansiedlungserfolge fehlt die Zeit, und sicher auch die Neigung, sich mit solchem „Papierkram“ zu befassen.
Es ist schon jedes Jahr mühsam, die Zahlen umgesiedelter Völker und die Gründe für diese Umsiedlungen von den Landesverbänden zu erfahren; sie werden in der ASW Bayern gesammelt und auch jährlich in der Verbandszeitschrift „Ameisenschutz aktuell“ veröffentlicht:
Z. B.: Fleischmann, H. (2019): Bilanz der Not- und Rettungsumsiedelungen 1985 - 2018: 8204 umgesiedelte Waldameisenvölker. ASa Jahrgang 33, Heft 1, S. 1-4.
Für Fragen steht auch das
Forum der DASW zur Verfügung. Leider wird dieses Forum nur wenig genutzt; auch die Unterforen der einzelnen Landesverbände werden nicht ausreichend gepflegt. Zum Teil ist der Grund dafür wohl auch im Altersdurchschnitt der Mitglieder zu suchen. Nicht alle sind im Umgang mit den modernen Medien geübt.
Ansonsten sind DASW und Landesverbände froh über jede/n, der/die sich dem Verein anschließt und Zeit und Mühe für die Zwecke der DASW aufwenden mag.--
Noch ein paar Sätze zu dem
Interview mit Dr. B. Seifert vom Juni 2018, das Sir Joe im Startpost angesprochen hat und in dem nach Seiferts Schätzung nur 15 % der Umsiedlungen erfolgreich seien.
Ich habe der
Quelle nachgespürt. Anscheinend habe ich seinerzeit den „taz“-Artikel nicht wirklich gelesen und nur die angegebene geringe Erfolgsquote kommentiert. Gestern beim Dämmerschoppen
habe ich den Text gelesen, und war
entsetzt!
Zuerst wird mal wieder alles, was man von verschiedensten Ameisenarten kennt, in einen Topf geworfen. Und dann:
„
Waldameisen schichten im Winter Myriaden von Kiefernnadeln, Fichtenzweiglein, Holzstückchen zu einem Hügel, der in extremen Kälteregionen die Größe einer Einzimmerwohnung haben kann. - Ausgerechnet im Winter tun die Waldameisen gar nichts am Nest. Und einen so großen Nesthügel möchte ich echt mal sehen!
„
Was alle Ameisen-Arten eint: Sie sind supersozial und bilden erst zu Tausenden, Millionen den atmenden, fressenden, sterbenden, gebärenden Organismus, der ihre Art sichert.“ - Zum Glück gibt es auch Arten mit sehr viel kleineren Völkern, und diese sind bei weitem in der Überzahl.
„
Ameisen haben sich je nach Art in den vergangenen 13 Millionen Jahren perfekt an ihren jeweiligen Lebensraum angepasst...“ - M. W. gibt es Ameisen seit über 100 Mio Jahren.
„
Die Ameisen in Seiferts Sammlung sind sogenannte Typus-Exemplare, was bedeutet, dass sie maßgeblich für die Bestimmung ihrer Art sind.“ - Was ein Typus-Exemplar ist, weiß die Autorin des Beitrags nicht.
„Ameisen gehören wie die Schwebfliegen, Grashüpfer, Libellen, Hummeln, Laufkäfer zu den Insekten. Ihre nächsten Verwandten sind Bienen, Wespen und andere
Zweiflügler.“ - Bei mir haben die vier Flügel.
„
Insekten entwickeln sich in mehreren Stadien vom Ei über die Larve, die Puppe zu dem Tier, das Menschen dann als Zikade oder Azurjungfer erkennen.“ - Seit wann haben Zikaden und Libellen ein Puppenstadium?
Das sollte genügen; evtl. ist sogar die 15%-Angabe Herrn Seifert fälschlich in den Mund gelegt, wer weiß?
MfG,
Merkur
Edit entspr. Bewertung von Emse:
Der von Emse zitierte
Beitrag aus NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG,
„Hügel bauende Rote Waldameisen in Brandenburg – Vorkommen,Gefährdung, praktische Schutzmaßnahmen“ stammt von Frau Dr. Katrin Möller, 1. Vorsitzende der Brandenburgischen ASW und bis vor kurzem Vizepräsidentin der DASW.
„Umsetzungsaktionen der vergangenen Jahrehaben gezeigt, dass bei diesen Maßnahmenbei fachgerechter Durchführung von einer hohen Erfolgsquote ausgegangen werdenkann. Eine Umsetzung aus dem Jahr 1996 ergab nach Überprüfung 4 Jahre später z. B.eine Überlebensrate der umgesiedelten Nester von 90 % (MÖLLER1998).“