Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Teleutotje » Mittwoch 4. September 2019, 22:34

Taxonomic clarification of two Nearctic Strumigenys (Hymenoptera: Formicidae).
DOUGLAS B. BOOHER.

https://www.mapress.com/j/zt/article/do ... .3.7/30711 or http://antcat.org/documents/7577/zt04664p411.pdf
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Teleutotje » Donnerstag 5. September 2019, 16:40

Found this "oldy", from 2017:

Claessens, J., Seifert, B. (2017): Significant ant pollination in two orchid species in the Alps as adaptation to the climate of the alpine zone? – Tuexenia 37: 363–374.

https://www.tuexenia.de/wp-content/uplo ... t_2017.pdf
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Teleutotje » Montag 9. September 2019, 22:39

Teleutotje hat geschrieben:With my previous topic. Read this in a dayly newspaper "Metro" on mo. 28 january 2019, p. 8, "mustread":


And another example:

20190801_201750.jpg
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Teleutotje » Freitag 13. September 2019, 11:35

Cao, H.; Perrichot, V.; Shih, C.; Ren, D.; Gao, T. 2020. A revision of Haidomyrmex cerberus Dlussky (Hymenoptera: Formicidae: Sphecomyrminae) from mid-Cretaceous Burmese amber. Cretaceous Research 106:104226.

http://www.antcat.org/documents/7581/ca ... vision.pdf
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Merkur » Freitag 13. September 2019, 17:18

Superkoloniale Pheidole pallidula made in Germany

Unsere Ameisenfauna wird immer reichhaltiger: Seifert (2018, S. 181) berichtet bereits über Vorkommen in Gerolstein, Heilbronn und Neustadt a.d. Weinstraße, wo die Art schon seit einigen Jahren im Freiland als Neozoon etabliert ist.
Nun erschien die Zeitschrift der DASW „Ameisenschutz aktuell“ mit einem ausführlichen Beitrag von Dr. Gerhard Heller und Dieter Bretz, mit interessanten (und auch etwas beunruhigenden) Einzelheiten über diese neuen Vorkommen einer Ameise aus dem Mittelmeergebiet (S. 53-67).

P.pall.DASW.-203.jpg
Titelseite des Beitrags
Interessant ist vor allem, dass die Art, die in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet fast immer monogyn lebt (selten werden mal zwei Königinnen in einem Nest gefunden), nach den neuen Beobachtungen der Autoren hochgradig polygyn geworden ist und offenbar Superkolonien bildet!
Das entspricht dem, was man von einigen invasiven Arten wie z. B. Linepithema humile bereits länger kennt. Zwar machen sie kleine, lokale Schwarmflüge, doch entfernen sich die Gynen nicht wie bei den Naturvorkommen, sondern werden in den Superkolonien aufgenommen. Zuvor markierte Nester von Lasius niger und Tetramorium sp. in der Nähe der Pheidole-Kolonien sind inzwischen verschwunden.

Die hier erwähnten Ansiedlungen von P. pallidula sind mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Einschleppung mit Pflanzenimporten zurückzuführen. Dennoch sollte kein Halter dieser Art auf die unselige Idee kommen, überschüssigen oder nicht mehr erwünschten Tiere „die Freiheit zu schenken“, und sie auch nicht entkommen lassen. Aber diese Empfehlung ist nicht neu...

MfG,
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Krabbeltierfan » Dienstag 17. September 2019, 10:48

Wie ist die Veränderung im gezeigten Verhalten bzgl. Mono- und Polygynie bei den genannten invasiven Arten eigentlich zu erklären? Ist da ein Zusammenhang zwischen den neuen Habitaten und dem Verhalten zu erkennen, oder ist das zufällig?
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Zeit spielt keine Rolle. Das einzige, was eine Rolle spielt, ist das Leben.
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Teleutotje » Dienstag 17. September 2019, 11:49

New from today:

Reeves, D.D., Moreau, C.S. (2019). The evolution of foraging behavior in ants (Hymenoptera: Formicidae). Arthropod Systematics & Phylogeny, 77(2): 351-363.

https://www.senckenberg.de/de/wissensch ... 2-2019-10/

or, as pdf, words and xlsx:

https://www.senckenberg.de/wp-content/u ... 51-363.pdf
https://www.senckenberg.de/wp-content/u ... ent-1.docx
https://www.senckenberg.de/wp-content/u ... ent-2.xlsx
https://www.senckenberg.de/wp-content/u ... ent-3.docx
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Teleutotje » Dienstag 1. Oktober 2019, 15:10

First checklist of the ants (Hymenoptera: Formicidae) of French Guiana.
WESLLY FRANCO, NATALIA LADINO, JACQUES H. C. DELABIE, ALAIN DEJEAN, JERÔME ORIVEL, MÉLANIE FICHAUX, SARAH GROC, MAURICE LEPONCE & RODRIGO M. FEITOSA.

https://www.researchgate.net/publicatio ... nch_Guiana
or
https://www.researchgate.net/profile/Na ... Guiana.pdf
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Merkur » Mittwoch 2. Oktober 2019, 16:56

Adulte Ameisen spinnen! - Rhopalomastix und Melissotarsus spp.

Yong, G., Matile-Ferrero, D., Peeters, C. (2019): [i]Rhopalomastix is only the second ant genus known to live with armoured scale insects (Diaspididae). - Insectes Sociaux 66(2):273-282
(Rhopalomastix[/i] ist erst die zweite Ameisengattung, von der das Zusammenleben mit Deckelschildläusen (Diaspididae) bekannt ist.

https://www.researchgate.net/publicatio ... iaspididae
(Unter dem Link kann die Arbeit mit farbigen Abbildungen sowie dem in der Zeitschrift nicht enthaltenen Supplementary Material heruntergeladen werden.
Abstract
Rhopalomastix is a myrmicine ant distributed throughout tropical parts of Asia, with almost nothing known about its biology. Its closest relative Melissotarsus in Africa is the only ant genus known to live with diaspidid scale insects inside their nests, and to rely on these for food. Twelve colonies of four species of Rhopalomastix were sampled from seven tree genera in Singapore. Ants chewed tunnels under live bark, and these were occupied by many diaspidids belonging to five genera; at least two species are known to also live freely on the outside of trees. Inside ant nests, only a few diaspidids secreted their trademark shields. The association with the pupillarial Fiorinia is unexpected, since they have fewer secretions that can be used as food by the ants. Rhopalomastix and Melissotarsus workers share several morphological adaptations, including powerful mandibles and silk glands, but while the legs of Melissotarsus are modified for traction during tunnelling, those of Rhopalomastix are not. Consequently, Rhopalomastix workers are able to walk outside their tunnels, but they behaved timidly except in R. murphyi. Silk was used to repair damaged tunnels, and the spinning behaviour resembled that of Melissotarsus. Host trees do not gain protection from the ants against leaf herbivores, so they apparently get no benefits from this mutualism. We discuss the likely economic impact of this parasitic lifestyle, especially on fruit trees.

Die beiden im Titel genannten Ameisengattungen, beide zu den Myrmicinae gehörig, sind bei uns wenig bekannt, und auch über die Deckelschildläuse liest man wenig. Die San-José-Schildlaus ist ein bekannter Schädling aus der Gruppe.
Hier habe ich mal etwas zu den merkwürdig gestalteten Melissotarsus gepostet. Teleutotje hatte dazu hier den Link zu einer entsprechenden Veröffentlichung beigetragen.

Nun wird von Yong et al. über eine zweite Gattung solcher innerhalb von Borke lebender Ameisen, Rhopalomastix, berichtet. Während Melissotarsus in Afrika verbreitet ist, lebt Rhopalomastix in den tropischen Regionen Asiens. Melissotarsus kann sich wegen seiner merkwürdigen Beinstellung nur innerhalb der Nestgänge gut fortbewegen; Rhopalomastix dagegen kann auch außerhalb auf der Baumrinde laufen. Die Untersuchungen zu Rhopalomastix fanden in Singapore statt.
Sowohl die Lebensweisen der beiden Ameisengattungen als auch die der mit ihnen vergesellschafteten Deckelschildläuse sind äußerst interessant, doch würden Einzelheiten hier zu weit führen.

Diese Ameisen spinnen mit dem Kopf!
Bemerkenswert finde ich vor allem, dass bei beiden Gattungen die adulten Arbeiterinnen über Spinndrüsen verfügen, mit deren Hilfe sie Krümel (engl. „frass“) in den von ihnen ausgenagten Gängen fixieren. Spinnseide wird ja bei Ameisen sonst nur von Larven aus deren Speicheldrüsen gebildet und z. B. für Puppenkokons verwendet, oder für die Seidennester etwa bei Oecophylla. Bei Rhopalomastix finden sich Drüsen auf der Kopfunterseite, die das Seidenmaterial liefern. Es wird ohne Mitwirkung der Vorderbeine durch Auftupfen des Kopfes auf das Material aufgetragen. Bei Melissotarsus sind die Vorderbeine beteiligt und enthalten im basalen Tarsenglied eine an der Verarbeitung der Seide beteiligte Drüse.

Und pflegen nackte adulte Weibchen...
Auch bei der Beschreibung der Schildläuse tauchen lustige Formulierungen auf. Eine der Arten wurde nach dem Mitautor der Arbeiten, Christian Peeters benannt: Rhopalaspis peetersi. Manche der Deckelschildläuse verzichten auf den namengebenden Deckel bzw. Schild und sind demnach „nackt“.
Eine Bildunterschrift:
Dense aggregation of naked adult females and eggs of Rhopalaspis peetersi inside a tunnel of Rhopalomastix johorensis (colony H). Several individuals are in the process of ovipositing
Dichte Ansammlung nackter adulter Weibchen und Eier von Rhopalaspis peetersi in einem Tunnel von Rhopalomastix johorensis (Kolonie H). Einige Individuen sind dabei Eier zu legen.

Es ist doch immer wieder erstaunlich, was es bei Ameisen alles gibt. Was werden wir da noch alles erwarten können, was wird die Forschung noch herausfinden!

Wenn gewisse Propheten der Ameisenhaltung uns Myrmekologen dazu verdonnern wollen, mit unserer Arbeit lieber ihr Hobby zu unterstützen, so zeigt das nur, wie wenig sie über die wirkliche Faszination der Ameisenforschung wissen. So las ich kürzlich in einem Forum, an mich gerichtet:
Antkeeping will continue to rise in popularity and as a professional ant expert you can either take part in this journey, support and lead AS YOU'RE SUPPOSED TO DO (seriously, why do we have to rely on youtube channels, hobbyist forums and shop pages to even learn how to make a basic test tube setup or find out what nest types are best for which ants when there's experts who have STUDIED ants for their entire life?) or, instead of doing something productive … - Da kann ich allerdings doch nur lachen!


MfG,
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Teleutotje » Donnerstag 3. Oktober 2019, 12:00

How Ticks Hide in Plain Sight From Predatory Fire Ants.

https://entomologytoday.org/2019/10/02/ ... fire-ants/

And two connected articles:

Metastriate Ixodid Life Stages Protected from Predatory Ants in Texas.
https://academic.oup.com/ee/article/48/5/1063/5552731 or https://academic.oup.com/ee/article-pdf ... nvz097.pdf

Relationships of Salinity, Relative Humidity, Mud Flat Fiddler Crabs, Ants, and Sea Ox-Eye Daisy With Ixodid Distribution and Egg Survival on the South Texas Coastal Plains.
https://academic.oup.com/ee/article/48/3/733/5474998 or https://academic.oup.com/ee/article-pdf ... nvz034.pdf
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Teleutotje » Donnerstag 3. Oktober 2019, 12:11

Preliminary division of not socially parasitic Greek Temnothorax Mayr, 1861 (Hymenoptera, Formicidae) with a description of three new species.
Sebastian Salata, Lech Borowiec.

https://zookeys.pensoft.net/article/36320/list/1/ or https://zookeys.pensoft.net/article/363 ... pdf/344546
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Merkur » Mittwoch 9. Oktober 2019, 15:53

Acorn-ants der Art Temnothorax crassispinus bearbeiten ihre Nistgelegenheiten

https://myrmecologicalnews.org/cms/inde ... format=raw
DOI: 10.25849/myrmecol.news_029:147

Mitrus, S. (2019): Nest modifications by the acorn ant Temnothorax crassispinus (Hymenoptera: Formicidae). - Myrmecological News 29: 147-156

Keywords: Temnothorax crassispinus, nest site, entrance modification, nest cavity, cavity-nesting ant.
Abstract:
Many ant species construct nests and during the process considerably influence the environment such as by changing soil structure and creating new habitat for other species. However, other ant species dwell in ready-for-use cavities. Ants of the genus Temnothorax inhabit small cavities such as acorns and under rocks, but under natural conditions, good nest sites are limited resources. During field and laboratory experiments, I studied how the acorn ant Temnothorax crassispinus (Karawajew, 1926) modifies nesting sites. Temnothorax crassispinus is a forest species, which typically lives in cavities in fallen twigs and acorns; colonies usually number from a few dozen to about 200 workers. Although it is known that they prefer narrow entrances, in a field experiment, a similar proportion of artificial nest sites with narrower and wider entrances were inhabited, and most colonies decreased entrance sizes. Similarly, in laboratory experiments, colonies decreased entrance sizes. Colonies used more sand grains when sand was placed closer to the nest entrance than when it was farther; however, I found no relationship between the number of grains of sand used for such modifications and colony size, and the presence of other colonies in the same Petri dishes did not affect entrance-size reduction. Other experiments showed that the ants can enlarge the nest cavity, but this depends on the material filling the cavity, and that the ants are able to dig nest chambers just in soil. Thus, acorn ants can modify and create nest sites, and may thus also modify the environment.
--
T. crassispinus ist die östliche Schwesterart zu der sehr ähnlichen T. nylanderi im Westen Mitteleuropas. Mit dieser gemeinsam haben sie die bevorzugte Nistgelegenheit, hohle Eicheln, aber auch kleine Ästchen am Boden, und notfalls legen sie auch Nester unter einem Stein etc. im Boden an. Das Nistverhalten wird hier ausgiebig untersucht, wobei die Betonung darauf liegt, dass die Tiere zwar vor allem vorgeformte Hohlräume bewohnen, diese aber doch bearbeiten und verändern können. So verkleinern die Tiere die Nesteingänge, wobei sie auch Materialien aus der Umgebung benutzen. Wenn auch in kleinem Umfang, so können sie damit doch ähnlich wie größere Arten ihre Umwelt verändern. Experimente im Freiland und im Labor.
--
Für Halter von T. nylanderi, T. crassispinus und anderen Arten der Gattung kann die Arbeit Anregung zu eigenen kleinen Experimenten sein, vor allem unter Verwendung diverser Materialien aus der Nestumgebung!
Ich erinnere mich an solche Nesteingänge im Freiland, die neben undefinierbaren Partikeln auch grüne Bestandteile (evtl. Algen?) enthielten. Eine bereits früher geäußerte Vermutung ist, dass zur Stabilisierung sogar winzige Teile von Spinnweben dabei verbaut werden!

Um die Vorstellung etwas zu unterstützen:
In 2003 hatte ich ein uraltes Völkchen von Temnothorax unifasciatus in seinem Objektträgernest im Garten in eine Spalte der Trockenmauer gesteckt.

1-T.unif6.010.jpg
Das Nest in der Mauerspalte
Bild 1: Das Stäbchen rechts neben dem Kunstnest diente der Markierung.

2-T.unif11.011.JPG
Der Nesteingang
Bild 2: Im Mai 2004 wurde das Nestchen etwas hervorgezogen. Der Nesteingang in der rechten Ecke war verkleinert und mit allerlei Material „garniert“.
Möglicherweise sind darin Spinnenfäden verarbeitet.

3-T. unif.-Objektträgernest.jpg
Das Völkchen im Nest
Bild 3: Das Nest ist ganz herausgezogen: Das Volk hatte gut überwintert, hat viel Brut aufgezogen (crèmefarben: Vorpuppen und Puppen).
Der Nesteingang ist rechts oben.

MfG,
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Teleutotje » Samstag 19. Oktober 2019, 12:11

A new book on his way to the printer:

https://www.hup.harvard.edu/catalog.php ... 0674045880
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Merkur » Sonntag 27. Oktober 2019, 10:09

Ein neuer Pilz, Mycodomus formicartus, der mit schwarzen Ameisen, Dolichoderus thoracicus (Smith), auf Bambus vergesellschaftet ist.

Wuttiwat Jitjakand Niwat Sanoamuang 2019: A novel fungus, Mycodomus formicartus associated with black ant, Dolichoderus thoracicus (Smith) on bamboo. - Asia-Pacific Journal of Science and Technology 24 (03), 1-15.
https://www.antwiki.org/wiki/images/7/7 ... .21%29.pdf

Abstraxct: A fungus on a bamboo plant in Dan Sai district, Loei province, Thailand was collected for identification. Its appearance consisted of a grey-to-black matter with pores on the surface attached on a bamboo branch, and a population of black ants, Dolichoderus thoracicus (Smith) was associated with this fungus. Inside its fruiting body, there was a cavity functioning as a nest. With very dense hyphal mass, perithecia with periphyses were produced below the surface of the fruiting body. Asci contained 8 partascospores. The phylogenetic trees using three DNA regions, 18s rDNA, 28s rDNA and internal transcribed spacer suggested that it was in Dothideomycetes, Capnodiaceae but did not fit in any reported genus. Therefore, a new genus Mycodomus and species, Mycodomus formicartus were proposed and described.
Zitat:
„In this case, the ant could be able to utilize the fungal fruiting body as the nest. Because of the hard and tough structure of the fungus, the ants live inside the fungal fruiting body as a safe house to protect themselves from harsh environments.Furthermore, the ants secrete feces or honeydew which could benefit the fungus’ growth and development.“

Die Arbeit enthält vor allem Material zur Identifikation des Pilzes und dessen taxonomischer Einordnung als neue Gattung Mycodomus und neue Art formicartus (Übersetzt etwa: "Ameisen beherbergendes Pilznest"). Interessant ist die Angabe, dass die Ameisen den recht harten Pilzkörper nicht nur als Wohnplatz benutzen, sondern auch „Kot oder Honigtau sezernieren“, der für Wachstum und Entwicklung des Pilzes förderlich sein könnte. - Die Ameise D. thoracicus ist in Asien weit verbreitet und sogar nach Hawaii und Italien verschleppt. Sie ist nicht auf den Pilz als Nistgelegenheit angewiesen.

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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Teleutotje » Mittwoch 13. November 2019, 20:35

Two new publications:

Hita-Garcia, F.; Lieberman, Z.; Audisio, T. L.; Liu, C.; Economo, E. P. 2019. Revision of the highly specialized ant genus Discothyrea (Hymenoptera: Formicidae) in the Afrotropics with X-ray microtomography and 3D cybertaxonomy. Insect Systematics and Diversity 3(6): 5:1-84.
http://antcat.org/documents/7600/hita-g ... vision.pdf

Sarnat, E. M.; Hita-Garcia, F.; Dudley, K.; Liu, C.; Fisher, G.; Economo, E. P. 2019. Ready species one: exploring the use of augmented reality to enhance systematic biology with a revision of Fijian Strumigenys (Hymenoptera: Formicidae). Insect Systematics and Diversity 3(6): 6:1-43.
http://antcat.org/documents/7601/sarnat ... vision.pdf
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Merkur » Donnerstag 14. November 2019, 15:45

Zum vorstehenden Beitrag:
Unglaublich, was man mit den modernen Verfahren darstellen kann. Auf jeden Fall mal durchblättern, allein schon wegen der Bilder!
Dass man nun zerstörungsfrei die einzelnen Körperteile separat abbilden kann, oder virtuelle Querschnitte um das Innenskelett zu zeigen, das ist ein echter Durchbruch!

MfG,
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Teleutotje » Samstag 16. November 2019, 23:30

Fernandes, I. O.; Delabie, J. H. C. 2019. A New Species of Cryptopone Emery (Hymenoptera: Formicidae: Ponerinae) from Brazil with Observations of this Genus and a Key for New World Species. Sociobiology 66:408-413.

http://antcat.org/documents/7608/4354-19244-1-pb.pdf
or
http://periodicos.uefs.br/index.php/soc ... /4354/4019
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Teleutotje » Samstag 23. November 2019, 22:53

It is again so far... the slow period of the year… not much published...
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Teleutotje » Montag 9. Dezember 2019, 13:43

Heinze, J. 2019. Emeryia, Xenometra, zoserka: it’s a boy, again! The misleading morphology of Cardiocondyla male ants. Insectes Sociaux.

http://antcat.org/documents/7617/heinze ... tsaboy.pdf
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Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Beitragvon Merkur » Montag 9. Dezember 2019, 17:06

Keine Gyne, kein Sozialparasit: Cardiocondyla zoserka Bolton, 1982...

Cardiocondyla_zoserka_casent0901750_p_1_high.jpg
Cardiocondyla zoserka, aus AntWiki
Ryan Perry / © AntWeb.org / CC-BY-SA-3.0
sondern ungewöhnlich gestaltete Männchen einer selbständigen Art aus der Cardiocondyla shuckardi-Gruppe!
Das abgebildete Tier aus Nigeria ist in dem AntWiki-Artikel zu C. zoserka noch als Holotyp dieser Art bezeichnet ( https://antwiki.org/wiki/Cardiocondyla_zoserka ).
In der von Teleutotje geposteten Arbeit in „Insectes Sociaux“ wird klar aufgezeigt, dass unter dem Namen Tiere beschrieben wurden, die man irrtümlich für einen arbeiterinlosen Sozialparasiten (Inquiline) gehalten hat.
„The modification of the mandibles, clypeal structure and antennal funiculi suggest that this species is an inquiline. Based on it close resemblance, Cardiocondyla shuckardi may be the host of zoserka.“ - B. Bolton 1982.
Cardiocondyla zeichnet sich ja durch einige Besonderheiten aus, Männchen-Polymorphismus mit geflügelten, „normal“ erscheinenden, neben arbeiterinähnlichen, flügellosen und mit Dolchmandibeln ausgestatteten Formen. Solche „ergatoiden“ Männchen hatte man schon früher als Sozialparasiten beschrieben, sogar neue Gattungen für sie aufgestellt (Emeryia und Xenometra), die aber nach Aufklärung dieser Irrtümer mit der Gattung Cardiocondyla synonymisiert wurden.
Prof. J. Heinze, der Autor der hier referierten Untersuchung, hat im Comoé N.P., Côte d’Ivoire, West Africa, nun Tiere gesammelt, die mit Bildern und Museumsexemplaren der C. zoserka aus Nigeria übereinstimmen, und die eindeutig als Männchen identifiziert werden konnten. Auffällig sind bei diesen Tierchen die merkwürdigen Antennen, deren letzte Glieder merkwürdig verbreitert und kelchförmig erscheinen. Die Arbeit enthält einige interessante Abbildungen!

Abstract Wingless “ergatoid” males of the ant genus Cardiocondyla have repeatedly been described as females of novel genera of workerless social parasites (Emeryia and Xenometra), which after recognition of their real nature were synonymized with Cardiocondyla. Examination of ants newly collected from Comoé National Park in Côte d’Ivoire, West Africa revealed that winged Cardiocondyla males have sparked a similar misidentification: the “winged female sexuals” of the supposed inquiline Cardiocondyla zoserka Bolton 1982, known only from the type material from Nigeria, are in fact the winged males of their presumed host, a species of the Cardiocondyla shuckardi group (sensu Seifert 2002). The types of C. zoserka are immediately recognizable by their strangely modified antennal funiculi with cup-shaped apical segments, which do not resemble any other known ant antenna. More than twenty winged individuals from two Cardiocondyla colonies from the flood plain of Comoé River exhibited the same strange modifications of their antennae and were otherwise also similar to the C. zoserka type specimens. However, these winged ants turned out to be winged males rather than winged female sexuals. The inspection of the holotype and one paratype of C. zoserka verified that they also were males: like the winged males from Comoé N.P., they have concealed male genitals and ocelli, which are considerably larger than those of the female sexuals of Cardiocondyla. All female sexuals and workers found in the colonies with the bizarre winged males from Comoé N.P. had antennae with a three-segmented club as is typical for this genus. Sequences of the mitochondrial cytochrome c oxidase subunits I (CO I) and II (CO II) of a winged male and two nestmate workers showed that they are close to C. venustula and C. shuckardi but differ from them in about 10% of the base pairs. Other samples of Cardiocondyla collected in Comoé N.P. belong to C. venustula and related species. Their males were always ergatoid or “intermorphic” (i.e., ergatoid with rudimentary wings), as previously found in other populations of C. venustula, and never winged with modified antennae.
Keywords Ant males · Ergatoid males · Inquilinism · Social parasitism · Cardiocondyla
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Leider scheint es noch einige solcher Irrtümer bei den Ameisen zu geben. Recht viele Arten sind nach nur einem oder ein paar wenigen Individuen beschrieben und oft nie wieder gefunden worden. Es kommt öfter vor, dass man ein bzw. mehrere "unübliche" Individuen in Nestern bekannter Arten findet. Doch nicht alle sind tatsächlich Sozialparasiten! Es gibt teratologische Exemplare (Missbildungen), "Mikrogynen", irgendwie als Brutstadien in ein fremdes Volk verschleppte Individuen usw.. Nach Möglichkeit sollte man zuerst die Alternativen prüfen, bevor man eine Art als Sozialparasiten beschreibt. Im Falle von "Cardiocondyla zoserka" hätte ein Blick in die "Innereien" eines Tieres gezeigt, dass da männliche Genitalien vorhanden und nur in das Gasterende eingezogen sind. Bei frischem Material könnte ein simples Sezieren die klar von Ovarien unterscheidbaren Hoden zutage bringen. Usw.

MfG,
Merkur
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