Es IST in hohem Maße beängstigend, was mit unserer Natur geschieht!Auch wenn es lokal sehr unterschiedlich läuft, so ist die Tendenz unübersehbar.
Dabei gibt es - vordergründig gesehen merkwürdige – Widersprüche:
- Deutschland, und eigentlich ganz Mitteleuropa, ist ein Agrarland. Doch war das immer so?
Nein; Deutschland war in der Nacheiszeit über lange Jahrtausende ein Waldland, mit den waldbewohnenden Insekten, Vögeln Säugetieren usw., und mit wenigen offenen „Inseln“ (Überschwemmungsbereiche, natürliche Waldbrände, ...).
Dann kam zunehmend der Mensch ins Spiel, mit Rodungen und der Anlage von Ackerflächen.
Diese waren jedoch kleinräumig, beschränkten sich auf Gelände, das mit den damaligen Mitteln zu bearbeiten war. Zahllose Feldholzinseln, felsige Kuppen und Hänge, Feldraine in der Flur blieben bestehen und wurden zunehmend von wärmeliebenden Insekten (und Pflanzen) aus östlichen Steppengebieten besiedelt: Die Artenzahl nahm zu! Wobei viele Arten durch den Menschen verbreitet wurden, andere auf natürlichem Wege in die neu zugängliche „offene“ Landschaft eingewandert sind (Bsp. Ackerunkräuter wie Kornblume, die aber inzwischen bereits wieder durch Herbizide fast ausgerottet sind).
Erst die großflächige Flurbereinigung im letzten Jahrhundert, die Beseitigung von naturnahen „Inselhabitaten“, hat wohl eine Umkehr bewirkt. Und nur die großräumige Landwirtschaft erlaubt bzw. „erfordert“ zunehmend den Einsatz von Pestiziden, da natürliche Gegenspieler der Schadinsekten fehlen, so dass sich Massenvermehrungen entwickeln können (Bsp. Blattläuse).
- Die Zahl der „bekannten“ Arten steigt rapide an. - Doch die bisher „unbekannten“ Arten gab es „schon immer“, nur hatte man sie nicht als separate Arten erkannt: In der Ameisenforschung ist es inzwischen alltäglich, dass seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten bekannte Arten (Bsp.
Tetramorium „caespitum“,
Lasius „niger“, …) in Wahrheit aus Artenkomplexen bestehen, dass sich unter dem einen Artnamen bei genauerem Hinsehen eine ganze Gruppe von Arten verbergen. Auch die aktuelle Intensivierung der Biodiversitätsforschung in tropischen Ländern trägt das Ihre bei zum scheinbaren Anstieg der Artenzahlen.
Persönliche Beobachtungen und Erfahrungen können immer nur einen winzigen Ausschnitt vom Ganzen erfassen; dennoch ist mein Eindruck, dass sich seit meiner Jugendzeit in Bayern (Unterfranken bis in die 1960er Jahre) die Häufigkeit der Begegnung mit auffälligen, schönen und großen Insekten (Segelfalter, Schillerfalter, große Laufkäfer, Bockkäfer, Hirschkäfer, Maiwurm und viele andere) ebenso drastisch verringert hat wie die Sichtungen von Zauneidechsen, Schlingnatter, Ringelnatter, Kammmolch usw..
Die jetzt bekannt werdenden quantitativen Erfassungen bestätigen die subjektiven Eindrücke! - Ob eine Umkehr noch möglich ist?
MfG,
Merkur