Tja, das ist natürlich kein eigentliches Rätsel; eher der Versuch, auf Informations-Missstände hinzuweisen.
In dem zitierten Thread „Zuckerwasser contra Honig“, einem ohnehin schon ungenießbaren Gebräu, war der Hinweis auf "harzigen Koniferensaft" sozusagen das Tüpfelchen auf dem i.
Was ist der fatale Fehler bei der markigen Ansage:
„Waldhonig, der ja oft tatsächlich zu 70-80% aus Honigtau besteht, der stammt aber oft aus Tannenwäldern und da stellt sich dann wiederum die Frage welche Ameisen denn tatsächlich auf harzigen Korniferensaft stehen..“?Es ist die blanke Unkenntnis einfachster Pflanzenanatomie!Alle höheren Pflanzen, auch die Koniferen (= Zapfenträger, Nadelgehölze) besitzen zwei Gefäßsysteme: Zum einen ist das das
Xylem, ein Röhrensystem, das Bodenwasser (mit Salzen) aus den Wurzeln in den Stamm und bis in die letzten Blattspitzen transportiert.
Zum zweiten verläuft parallel dazu das
Phloem (Siebröhrensystem), in dem die in den grünen Teilen der Pflanze gebildeten Assimilate (bes. Zucker, auch etwas Aminosäuren) nach unten zu Stamm und Wurzel geleitet werden. In dünnen Blättern sind diese Systeme als „Blattadern“ zu erkennen.
Doch wo bleibt das Harz der Koniferen? - Es füllt ein drittes System von Gefäßen, die
Harzkanäle!
Sie enden blind und sind einfach mit der zähflüssigen Masse gefüllt. Bei mechanischer Beschädigung (Tierfraß) tritt es aus, verklebt Mundwerkzeuge, verschließt Wunden.
Wo sollte nun ein Pflanzensauger (Blatt- oder Rindenlaus) ansetzen um seine Nahrung zu bekommen? Ganz bestimmt sollte er nicht seine empfindliche, enge Rüsselspitze in einen Harzkanal versenken.
Die wertvollen Inhaltsstoffe sind im Phloem zu finden! Und so können Blatt- und Rindenläuse ihre sehr beweglichen Rüssel mit den Steckborsten ganz gezielt zwischen mehreren Lagen Rinden- und Parenchymzellen sowie vorbei an Xylem und Harzkanälen in eine Siebröhre versenken. Deren Inhalt steht unter Druck, so dass der Pflanzensauger nicht einmal viel saugen muss; der Phloemsaft durchströmt den Verdauungstrakt der Laus ganz von alleine. Der Darm filtert den geringen Anteil an Aminosäuren heraus und scheidet den zuckerhaltigen Rest über den After als Honigtau ab.
- Stichkanäle. a zeigt den Verlauf zu einer Siebröhre hin.
Aus K. Dettner & W. Peters (2003): Lehrbuch der Entomologie, S. 502.
Wenn Ameisen also auf etwas stehen, dann ganz bestimmt nicht auf „harzigen Koniferensaft“.
Das alles hat man bereits im letzten Jahrhundert erforscht. Traurig, wenn solches fundiertes Wissen dann in einem Ameisenforum von einzelnen Personen schlicht ignoriert
und durch eigene, absurde Vorstellungen ersetzt wird, ohne dass es irgend jemandem auffällt!
Es ist einfach ärgerlich, wie das durch Ameisenhalter am häufigsten besuchte Forum, betrieben vom größten Ameisenhändler, derart unkontrolliert totalen Unsinn verbreitet!
In der Fortsetzung des Zuckerwasser/ Honig-Threads https://www.ameisenforum.de/zuckerwasse ... ml#p420167 wird nun auch noch ein aktueller Bericht über einen Honigtest der Stiftung Warentest ins Spiel gebracht, in der Diktion der Userin
"Der meiste im Supermarkt erhältnliche Honig ist Mist."
https://www.test.de/Honig-im-Test-17504 ... zurl.honig Man muss allerdings die Zeitschrift kaufen, um zu erfahren, welche Honigsorte wie beurteilt wurde. Ohne das zu wissen, hat der Beitrag Null Wert.
So werden Bedenken suggeriert und Ängste geschürt, Alternativen wie Agavensaft und Ahornsirup etc. in die Debatte geworfen, ohne dass man sich Gedanken über deren Herkunft und Schadstoffbelastung macht, und auch auf die Herkunft der von Ameisenhändlern verkauften Honige und sonstigen Futteringredienzien verschwendet man keinen Gedanken.
Soll das für Ameisenhalter hilfreich sein?MfG,
Merkur