„Ameisenkoeder Test - Wir lösen Ihr Ameisenproblem“ - So liest man
hier.
Leider eines der vielen Versprechen, die nicht eingelöst werden!
Zu dem von Reber verlinkten
„Kassensturz-Test“ :
Auch hier werden nicht einlösbare Zusicherungen gemacht:
„Am schnellsten wirken «Oecoplan» von Coop und «Loxiran» von Neudorff: Sie befreien Haus und Garten schon nach 7 Tagen von allen Ameisen: Note 6“ - (Bestnote).
Mit allen getesteten und im Handel angebotenen Mitteln kann man „Ameisen“ töten. Notfalls sogar mit Backpulver, wenn man mit dem Tütchen auf die Ameisen schlägt (Vorschlag eines Users in einem Forum).
Der beschriebene Test hat die üblichen Mängel:1. - Ameisenart? - Meist wird mit
Lasius niger getestet (ich weiß nicht, ob die Art im Video-Text angegeben wird). Die einzelnen Mittel, ihre Wirkstoffe und Formulierungen sollten mit den häufigsten Schadameisen im Haus getestet werden.
2. - Jahreszyklus? - Die Kolonien fast aller im Haus lästigen Ameisen haben im Lauf des Jahres unterschiedliche Nahrungsbedürfnisse, mal mehr Zucker, mal mehr Proteine, bei manchen Arten sind zeitweilig Fette und Öle beliebt. In der Winterruhe treten Ameisen oft überhaupt nicht in Erscheinung (was gerne als „Bekämpfungserfolg“ gedeutet wird). Bsp.
Lasius brunneus: Sind meist nur im Frühjahr im Haus auffällig. Im Sommer haben sie Wege nach draußen zu Honigtauquellen und Insektenbeute, so dass sie zwar im Haus nisten, aber nicht in der Wohnung zu sehen sind.
3. - Kolonie-Zusammensetzung? - Arbeiterinnen ohne Brut und ohne Königin verhalten sich nicht normal. Sie sterben auf jeden Fall früher oder später. Je nachdem, ob die älteren „Außendiensttiere“ oder jüngere aus dem Nest (mit mehr Reservestoffen) verwendet werden, fallen Tests unterschiedlich aus. Testergebnisse sind für realen Befall durch komplette Völker nicht repräsentativ.
4. - Futterübergabe an Königinnen? - Bei wenigen Arten, u.a. Pharaoameise,
Lasius- und
Myrmica-Arten, wurde festgestellt, dass die Königinnen von „Rohfutter“, also dem von den Arbeiterinnen eingetragenen Material (inkl. Gifte) „abgeschirmt“ werden: Die Arbeiterinnen verdauen das Futter und synthetisieren spezielle Futtersekrete, die dann an Königinnen und z. T. Larven abgegeben werden. Sind Gifte im „Rohfutter“, sterben die Arbeiterinnen evtl. bevor sie etwas zusammen mit den Futtersekreten für die Königin abgeben können.
5. - „Spinosad“ und „Fipronil“? „Spinosad wirkt als Kontaktgift sowie auch als Fraßgift und wird im Pflanzenschutz gegen Thripse, Fruchtschalenwickler, Miniermotten und andere Raupenarten eingesetzt….Verwendung als Wirkstoff von insektizidhaltigen Ködergels, z.B. gegen Ameisen im Haus.“ (Wikipedia). - Die Tiere sterben bei KONTAKT mit dem Gift, geben es also nicht im Nest weiter.
„
Fipronil wird als Schädlingsbekämpfungsmittel verwendet. Es ist als Wirkstoff in Ködergranulaten und Gießmitteln gegen Ameisen sowie in Ködergelen gegen Kakerlaken und in Neuseeland in mehreren Ködern gegen Wespen enthalten, die sich dort stark ausgebreitet haben.
Die Ködergranulate bestehen vor allem aus Zucker oder Fleisch, versetzt mit dem Giftstoff Fipronil und einem Bitterstoff, der Kinder, Haustiere und Vögel von der Aufnahme abhalten soll. Die insektizide Wirkung von Fipronil tritt dabei mit einer Verzögerung ein. Bevor sie verenden, geben die Tiere einen Teil der aufgenommenen Substanz an Artgenossen weiter. Vor allem Ameisen füttern auch ihre Brut mit dem Gift und fressen die Kadaver ihrer vergifteten Artgenossen, wodurch die gesamte Kolonie ausgerottet werden kann.“ (Wikipedia) - Hier wären Vergleichstests sinnvoll; natürlich nur mit normal zusammengesetzten Völkchen.
6. - Konkurrenz zwischen Giftköder und sonstigen Nahrungsstoffen? - Wird selten oder nie gestestet. So lange die Ameisen Zugang zu ihren natürlichen Futterquellen haben, meiden sie evtl. den Köder. Oder nur ein Teil der Tiere nimmt den Köder an, so dass andere überleben und Brut und Königin weiter versorgen können. Man hofft, dass auf Dauer das Volk so stark reduziert wird, dass der Befall (scheinbar oder tatsächlich) getilgt ist.
7.- Nistgelegenheit beseitigen? - In der Regel wird nicht darauf hingewiesen, dass eine von Ameisen genutzte Nistgelegenheit im Haus (und auch im Freien) nach Vernichtung der Ameisen durch ein Insektizid (nach Abflauen von dessen Wirksamkeit) weiterhin für Ameisen attraktiv ist und wieder besiedelt wird, sei es durch ein zuwanderndes Volk von draußen, oder durch eine Jungkönigin auf der Suche nach einem Ort für ihre Koloniegründung. -
Eine Nistgelegenheit (morsches Holz, Isoliermaterial etc.) muss beseitigt werden, oder zumindest unbenutzbar gemacht werden. Zudem muss der
Zugang zu der Nistgelegenheit verschlossen werden. Dies sind die wichtigsten Maßnahmen, ohne die ein dauerhafter Erfolg bei der Bekämpfung im Haus nicht zu erzielen ist.
Wenn Punkt 7 nicht erfüllbar ist, bleibt nur eine in Abständen und bei Bedarf wiederholte Reduktion des Befalls durch Einsatz von Insektiziden (Spraydosen) bzw. Fraßködern. Dies kann durch Schädlingsbekämpfer erfolgen (teuer!), ist aber
auch in Eigenregie möglich.
Die vollmundigen, eingangs zitierten Versprechungen sind pure Reklame und nichts als das.
Hinweis: „Probleme mit Ameisen - Beratung“Hier gibt es für Interessierte bzw. Betroffene eine Fülle von Beispielen verschiedener lästiger bzw. schädlicher Ameisenarten und der Vielzahl von
unterschiedlichen Befallssituationen.
Im
Garten und Freiland ist Ameisenbekämpfung mit chemischen Mitteln i.d.R. nicht sinnvoll und generell ziemlich aussichtslos! Man kann Erdhügel im Rasen einebnen (muss man halt immer wieder tun). Wo Ameisen unter Verbundpflaster auf dem Gehsteig nisten, kann man Gießmittel einsetzen. Auch das führt nur zu vorübergehendem Erfolg und muss ggf. wiederholt werden.
MfG,
Merkur