Camponotus foreli - Haltungsbericht

Unterfamilie: Formicinae

Re: Camponotus foreli - Haltungsbericht

Beitragvon LynnLectis » Montag 4. Mai 2015, 16:51

Heute ist es wieder so weit: Meine Gyne frisst an einer aufgeschnittenen, abgebrühten Schnake, deren Beine und Flügel und Rüssel ich vorher entfernte, damit sie nicht so furchterregend aussieht für die Ameisen. Außerdem hielt ich die Temperatur bei 23 Grad, damit sie nicht so überdreht reagieren, wenn sie die Schnake vor dem Nest entdecken. Das hat gut geklappt, sie fühlten unaufgeregt an der Schnake und zogen sich defensiv zurück. Danach erhöhte ich die Temperatur auf 26 Grad, damit sie aktiver werden. Mit zunehmender Erwärmung wurden sie aktiv und begannen, die Schnake anzuknabbern, vor allem die Außendienstarbeiterin, welche auch für Futter und Wasser sorgt, und dann die Gyne. Gerade sie soll ja mehr Brut legen. Aber ich sah sie auch schon am nahegelegten Honigtopf, weshalb ich sicher sein kann, dass sie rundum versorgt ist und nichts fehlt auf ihrem Speiseplan.

Was meine Ameisen nicht mögen, sind gewisse Spinnen, die zu saftig sind und wahrscheinlich durch ihren Chitinpanzer auch sonst ungünstige Beute darstellen, aber (trockene) Zitterspinnen mögen sie sehr, also hab ich die letzten 2 Zitterspinnen im Haus eingefangen und ihnen abgebrühte Gartenspinnen und lebende Kellerasseln (welche die Ameisen auch nicht anrühren, obwohl aufgeschnitten) verfüttert, damit sie zulegen, denn sie sind noch zu klein. Beide Zitterspinnen haben die dargebotene Beute angenommen, auch die (teilweise sehr hübschen) Gartenspinnen, die ich vorsorglich abbrühte, weil ich sicher gehen wollte, dass die Zitterspinnen überleben. Ich warf ihre Beute vorsorglich in ihr Netz, damit sie diese gleich umspinnen. Ich erlebe also gleich eine mehrteilige Nahrungskette, was interessant zu beobachten ist. Dass ich heute eine Schnake entdeckte in der Hecke, war ein Glücksfall, aber gut zu wissen, dass meine Ameisen (trockene) Schnaken mögen, die sind ja sehr groß und reichen für die ganze Mannschaft. :P
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Re: Camponotus foreli - Haltungsbericht

Beitragvon LynnLectis » Mittwoch 13. Mai 2015, 00:29

In der Zwischenzeit testete ich einiges aus mit dem Lebendfutter, während ich die Zitterspinnen weiter fütterte und Fett ansetzen ließ, mit Erfolg. Eine konnte ich letzte Nacht verfüttern, auch die Gyne beteiligte sich am gemeinsamen "Abendmahl". Vorsorglich legte ich die Zitterspinne mit entfernten Beinen und erdolchtem Bauch (die erste zerschnittene Zitterspinne saftete danach zu sehr, deshalb nur noch ein kleiner Dolchstoß mit der Pinzette, damit nichts ausfließt bei den fettgewordenen Zitterspinnen, so geht es, nur schade um die vergeblich zerschnittene, sie hatte so gut zugenommen) mit etwas Abstand vor das Nest, gerade noch in Sichtweite auch der Gyne, damit sei gut rankommt. Die Hauptarbeiterin zog dann die Spinne ins Nest, wo sie diese verköstigten.

Aber bei den letzten Tierchen, die ich verfütterte, gleich vorbereitet wie die große Schnake, war die Gyne doch recht ängstlich. Die kleinen Schnaken gingen ja noch in der Folge, die Hauptarbeiterin knabberte fleißig daran, auch eine normale Stubenfliege mit entfernten Flügeln (abgesehen von einem Flügelstumpf) wurde akzeptiert, sogar von der Gyne ein bisschen angekaut, aber als ich ihnen Fliegen mit braunen Flügeln aus dem Garten servierte, zuerst eine mit Flügeln, dann mehrere komplett filetiert und wie die Schnaken zerkleinert, drehten sie durch. Also irgendwie wurden diese (Stech-) Fliegen wohl als Feinde erkannt. Da ergriff die furchtsame Gyne die Flucht in die hintere Ecke des linken Ganges, wo ich den feuchten Schwamm entfernte, damit sie zurückkehren. Doch blieben sie dort, auch die Arbeiterinnen, und versorgten sich aus den Wassernäpfen mit ausreichend Feuchtigkeit.

Überhaupt hatte sich da schon vorher etwas geändert. Ich konnte auf einmal den Schwamm im Nest nicht mehr nachfeuchten, trotz Abfluss. Der Schwamm triefte vor Nässe. Ich gehe davon aus, dass die Hauptarbeiterin die Mannschaft mit externem Wasser versorgte und vielleicht sogar noch das Nest zusätzlich befeuchtete. Aber jetzt geht es sehr gut mit zusätzlichen Wassernäpfen, natürlich mit Ertrink-Sicherungssteinen. Dafür keine Schwämme mehr, so ist es sauberer und weniger milbenanfällig. Außerdem ließ ich ihnen mehrere Tage Zeit, um zum Schwamm zurückzukehren, den haben sie offenbar nicht vermisst und selten aufgesucht. Das macht es mir leichter, später das richtige Zuhause für sie einzurichten. Es fiel mit schon länger auf, dass sie lieber direkt zu Wasserquellen gehen und der Schwamm eher Ersatz war und nicht erste Wahl. Nun haben sie flache Wassernäpfe mit Sicherheitssteinen im Nest, um sich feuchtzuhalten, gerade auch für die weniger mobile Gyne. Eine Brut ist da, die Brutpflegerin trägt etwas herum, vielleicht eine Larve, aber viel ist es nicht. Muss auch nicht sein, Hauptsache, die Arbeiterinnen sterben mir nicht weg, bevor sie mehr als drei sind. Ich würde sie vermissen, vor allem die Hauptarbeiterin, die hat einfach "Charakter". ;)

Tja, noch leben sie und es scheint ihnen ansonsten gut zu gehen. Minimale Änderungen der Einrichtung haben sehr viel gebracht. Ich sehe sie nun mehr beim Honig und auf dem Zucker. Die Gyne sah ich auch schon dran. Einmal putzte sie mit ihren Mandibeln eine Kante entlang, wo ich öfter Honig und Zucker herabfallen ließ. Das verflüchtigte sich schnell, aber irgendwo fand sie wohl einen Restbelag. Das sah wie bei einem "Fensterputzer" im Aquarium aus. Die Kleinen stiegen unter diese Erhöhung, danach leckten sie sich, auch wenn kein Restwasser vorzufinden war. Später erkannte ich, wohin sich der Honig verflüchtigte bzw. absickerte, nämlich dorthin, wo sie den Honig die ganze Zeit aufnahmen, während ich glaubte, sie nähmen keinen Honig! :P

Insgesamt kann ich sagen: Es kommt sehr auf das WIE an bei meinen furchtsamen Camponotus foreli!
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Re: Camponotus foreli - Haltungsbericht

Beitragvon LynnLectis » Montag 18. Mai 2015, 12:08

Mit der Brut scheint es nicht groß aufwärts zu gehen. Die Brutpflegerin trägt etwas in Eigröße herum oder dann ist es nur eine kleine Larve. Insgesamt ist es nicht viel, gerade noch erkennbar mit bloßem Auge, stecknadelköpfchengroß, etwas gelblich.

Ich mach mir langsam Gedanken, ob die Pygmäen überhaupt noch genug lange leben und die Gyne dann trotz Futter, das sie teilweise (aber nicht immer) annimmt, nochmal von vorne beginnen könnte. Da ich sie Ende März erhielt, kann ich davon ausgehen, dass sie aus dem letzten Sommer stammt. Bei einer angenommenen langsamen Pygmäenbrutentwicklung (z. B. 3 Monate als längste Zeitspanne, wie ich las), wären die Pygmäen jetzt trotzdem schon 6 Monate alt, was ich wiederum als längste Lebensdauer von Pygmäen in der Ameisenhaltung gefunden habe als Angabe.

Ich frage mich, wie ich die Brut fördern könnte, damit die nächste Generation von Arbeiterinnen rechtzeitig da ist, bevor die erste Generation der Pygmäen dahinstirbt. Ich hätte jetzt zwei (noch lebende, gefangene) Fliegen und eine Spinne zum Vergeben, aber so viel nehmen sie nicht an. Den Honig nehmen sie, noch eher als das Zuckerwasser. Sollte ich die Temperaturen erhöhen? Sie liegen jetzt bei 27 Grad ohne Wärmekissen. Normalerweise halte ich sie auf 24 Grad.
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Re: Camponotus foreli - Haltungsbericht

Beitragvon LynnLectis » Montag 18. Mai 2015, 22:40

So, da bin ich wieder, mit einigen Veränderungen, wobei: Ich hab diesmal niemanden zwangsweise umgezogen, sondern das hat die Außendienstarbeiterin gemacht, und zwar mit ihren Mandibeln. Ich bot ihnen ohne sonstige Veränderung nur ein reagenzglasähnliches Nest an, aber größer, d. h. in Form einer Spritze, natürlich ohne Kanüle und Schuber. Ich schnitt die Spritze an der geschlossenen Seite auf und setzte einen Schwamm mit gerade passendem Deckel darauf, sodass sie diesen Schwamm nun benetzen können. Falls etwas ist, könnte ich den Schwamm austauschen, der "Schwamm-Deckel" ist abnehmbar, falls etwas schimmelt. Auf der anderen Seite ist es aber sowieso offen, von daher wird das wahrscheinlich nicht geschehen. Die Vorteile: Die 1,5 - 1,8 cm große Gyne hat reichlich Platz, der Schwamm kann nicht so viel Wasser aufnehmen und durch zu viel Wasser stinken oder schimmeln, sie müssen notgedrungen selbst nachbenetzen, was die Außendienstarbeiterin ja bereits machte beim alten Schwamm. Dafür stellte ich ihnen die Wassernäpfe gleich vor den Eingang.

Als die Außendienstarbeiterin das neue Nest entdeckte, rastete sie "vor Freude" gleich aus und versuchte schon sehr bald, die Gyne beißend und in Beine und Po zwickend dorthin zu lotsen. Das gelang aber erst später, als ich Schwämme zur Überbrückung der Hindernisse zur Verfügung stellte, denn die kleine Arbeiterin nahm einen ungünstigen Weg, den die Gyne nicht überwinden konnte. Als die Gyne dann endlich über die Schwämme ins neue Nest fand, holte die Außendienstarbeiterin die anderen zwei Arbeiterinnen. Eine fügte sich gleich und kam mit, aber die andere weigerte sich vehement. Es kam zu Rangeleien, die Außendienstarbeiterin - eindeutig der Boss in dieser Kolonie - zog an der Unwilligen wie an einer Beute, die transportiert werden soll. Diese weigerte sich, so kam es zum "Seilziehen", wobei ich noch befürchtete, dass sie an der Larve zogen, aber diese ist jetzt im Nest. Die Unwillige torkelte dann endlich nach (wie verletzt oder wirr - das sind wirklich harte Sitten, dieses Aggressionspotenzial hätte ich ihnen nicht zugetraut - sogar die Gyne war eingeschüchtert), nachdem "der Boss" immer wieder antrabte und sie bedrängte und richtig "raste" und schubste, bis sogar auch noch die vorher Willige nachzog und nachdrängte am Eingang. Wie zwei Bodyguards gingen sie auf die Unwillige los! Nun sind sie alle im neuen Nest, außer natürlich "der Boss", die sich weiter umsieht. Sie suchte nochmal alles ab, als könnte sie die Arbeiterinnen nicht zählen und würde überlegen, ob sie nun wirklich alle "heimgebracht" hätte ins neue Nest oder als wäre die Larve abhanden gekommen. Aber ich hab die Larve gesehen, diese ist im Nest. Mittlerweile hat sich die Außendienst-Älteste beruhigt und ist auch im Nest.

Was die Wärme angeht, stellte ich zwei kleine, flache, runde Holzstücke unter das Heizkissen, unterschiedlich gestellt, sodass es wärmere Regionen gibt und kühlere. So können die Mädels selbst wählen. Zu warm darf es nicht sein, sie wichen nämlich auf die Wassernäpfe aus. Am Ende saßen sie alle auf einem einzigen Wassernapfstein. Tja, da hab ich was falsch gemacht - deshalb das neue Nest. :P

Meine Lehre daraus: Ameisen brauchen ein Nest, das oben nicht offen sein darf (der Deckel hilft da nicht), sie wollen eine Höhle, wie es zumindest ein Reagenzglas oder besser eine noch größere halbe Spritze bietet, sonst fühlen sie sich nicht sicher in ihrem Nest. Außerdem findet die Gyne im neuen Nest nun den Halt, um sich zu verbiegen und Eier zu legen. Wer weiß, vielleicht spielt das alles eine Rolle, denn es sind sehr sensible Tiere, die auf alles reagieren. Jetzt werden sie sich geschützter fühlen und nicht jeden Luftzug oder jede Erschütterung wahrnehmen. Wegen der Wasserzufuhr werd ich mir noch was überlegen, aber ich will nicht alles am gleichen Tag durchführen, sonst bringt das zu viel Stress für die Kolonie.

Die erste Fliege wurde übrigens einfach entsorgt, das war noch im alten, offenen Nest. Sie wollen einfach nichts in Nestnähe, das stört sie, egal ob das nun Futter ist oder sonst was, gerade wenn alles so offen ist. Aber jetzt ist es ja besser. Die Futternäpfe bauen den Eingang auch noch etwas mehr zu.

Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät ... Die Brut lässt sich nun wieder genau beobachten in der Spritze, das ist auch noch ein Vorteil. Es scheint eine einzige Larve zu sein. Ich hab aber jetzt alles abgedunkelt, genug Stress für heute.

PS: Es sind zwei Eier oder kleine Larven. Eine hat einen schwarzen Punkt, also etwas dazwischen, jedenfalls das, was ich schon am Anfang sah, nur etwas größer.
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Re: Camponotus foreli - Haltungsbericht

Beitragvon LynnLectis » Montag 18. Mai 2015, 23:50

:ironie:
LynnLectis hat geschrieben:Ich hab Brut entdeckt, und zwar in der Paketgröße von 3 größeren Larven. Gesehen habe ich sie nun deutlich, ich nahm kurz das Tuch weg und da waren sie in gelblich ovaler Form gut sichtbar! Aber es sind keine Larven, denn es hat keine schwarzen Punkte. Es sind frische elliptische Formen. Und nicht nur das, ich sah auch klar ein Pflegeverhalten der Arbeiterinnen, die mit der Brut beschäftigt waren. Ich freu mich gerade wie ein Schneekönig! :P


Das wäre der Beitrag vom 21. April, also 1 Monat her. Bei dem einen "Ei" hab ich einen schwarzen Punkt gesehen, also scheint da ein kleiner Fortschritt zu sein. Damit habe ich den Halter, der ebenfalls im März mit seinen Camponotus foreli startete (nur mit Gyne) um vielleicht 2 Wochen übertroffen. Mitte Juni sah er die ersten 2 Larven. Bei mir scheinen sie sich schon dazu zu entwickeln. Spätestens Mitte Juni werde ich voraussichtlich 2 eindeutige Larven sehen und im August 1-2 Arbeiterinnen haben und sonst im Oktober noch eine, wenn alles gut läuft, wobei danach der Halter nichts mehr schrieb. Ich weiß also nicht, was danach passierte. Er schaffte es jedenfalls auf 3 Arbeiterinnen, obwohl alles sehr langsam verlief und die Gyne auch im März geliefert wurde. Nur hatte er da noch keine Arbeiterinnen und die Gyne noch Reserven.

Dann schau ich mal, was Mitte Juni ist. Da sollte ich deutlich 2 größere Larven sehen.

LynnLectis hat geschrieben:Anhand der gefundenen Haltungsberichte zur Camponotus foreli rechnete ich aus, wie lange es dauert, bis die nächste Arbeiterin da sein könnte. Ich muss mit durchschnittlich 2 Monaten rechnen, also bis Juni. Durchschnittlich betrachtet werde ich vielleicht in 2 Wochen deutlich sichtbar Eier sehen (nicht wie jetzt nur für einen Moment beim Umlagern, also noch nicht viel) und in 1 Monat neue Larven. Es ist jedenfalls wahrscheinlich, dass ich in 1 Monat einen Fortschritt sehe, was die Brut betrifft.

Ein Halter, der auch Ende März startete wie ich, allerdings ohne Arbeiterinnen, sah nach 1 Monat die ersten Eier. Mitte Juni entdeckte er die ersten zwei Larven, im Juli waren es 3 Larven, im August die erste Arbeiterin und Mitte Oktober dann 3 Arbeiterinnen. Bei einem anderen Halter, der im Oktober mit 4 Arbeiterinnen startete, folgten schon nach 1 Monat die nächsten 2 Arbeiterinnen. Allerdings gab es da schon Larven, die ich nun verloren habe, und es war 1 Arbeiterin mehr. Also wird es bei mir wahrscheinlich tendenziell eher wie beim ersten Halter ablaufen, vielleicht etwas schneller, weil ich bereits 3 Arbeiterinnen habe. Rein von der Jahreszeit her passt "meine" Entwicklung auch eher zum Halter, der Ende März nur mit einer Gyne startete.
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Re: Camponotus foreli - Haltungsbericht

Beitragvon LynnLectis » Dienstag 19. Mai 2015, 23:26

Nachdem die Gyne und alle drei Arbeiterinnen sich länger im neuen Nest befanden, schloss ich dieses für eine Weile (luftdurchlässig), um das ganze Formicarium wieder mal gründlich zu waschen und umzustellen, weil die Gyne nicht über die Hindernisse kam. Weiter bastelte ich mit dem Rest der Spritze und weiterem Zubehör einen Wassertank mit Schwämmen (ertrinkungssicher) an die Spritze, den ich mit Pipette nachfüllen kann, sodass nun das Nest feucht bleibt und diese Arbeit für die fleißige Dienstälteste wegfällt. Ich will sie schonen, da sie wahrscheinlich keine große Lebenserwartung mehr hat. Es ist nun wieder alles superhygienisch und milbensicher, das Nest (Spritze) und das Formicarium unterschiedlich geheizt, es steht wie vorher ausreichend Wasser und Honig zur Verfügung (ertrinkungssicher), alles in greifbarer Nähe. Es ist immer etwas abgedunkelt mit einem Gittertuch und zusätzlich mit einem luftdurchlässigen zarten dunklen Tuch weiter verdunkelt, sodass sie dämmriges Licht haben. Die Gyne kletterte auch schnell raus und kann die Hindernisse jetzt gut überqueren. Nicht zu erwähnen, dass die Dienstälteste das ganze Formicarium untersuchte entlang des neu gestrichenen Paraffinöl-Streifens. Aber sobald ich wieder abdunkle, wird auch sie ruhiger.

Es sind eindeutig 3 Eier. Schwarze Punkte sind nicht sicher auszumachen, aber die Eier sind doch recht ansehnlich und groß, etwa die Kopfgröße einer Pygmäe. Ich schaute nochmal nach, was der eine Halter, der wie ich Ende März anfing (nur mit Gyne), im Mai beobachtete, bei ihm waren es 5 Eier. Ende Mai erkennt er erstmals die schwarzen Punkte und im Juni kann er eindeutig die Larvenform bei einigen beobachten, insgesamt auf 8 Eier/Larven erhöht.

Vielleicht kommt bei meiner Gyne auch noch was nach. Im Juli legte die Gyne des Halters sehr viele Eier. Könnte vielleicht doch mit der zunehmenden Wärme zu tun haben. Bei ihm waren die äußeren Verhältnisse immer gleich, sie blieben von Anfang an im Reagenzglas. Er störte sie wenig bis gar nicht (wenig berichtet). Also das allein kann nicht der Grund sein, wenn es langsam läuft. Was mir noch auffiel: Der Halter hat der Gyne nie eine Eiweißquelle angeboten, sondern immer nur Honig und Zuckerwasser. Trotzdem entwickelten sich auf diese Weise 3 Arbeiterinnen und im Hochsommer und Herbst reichlich Larven und Eier. Aber danach bricht der Bericht ab. Der andere, erfolgreiche Halter fütterte seine Gyne und Arbeiterinnen mit sehr vielen Insekten, täglich mehrere teilweise, wo es mehr wurden.
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Re: Camponotus foreli - Haltungsbericht

Beitragvon LynnLectis » Donnerstag 21. Mai 2015, 00:25

Meine Ameisen fühlen sich sichtlich wohler, sie putzen sich oft gegenseitig und die Gyne verbiegt sich sehr häufig. Es herrschen nun wohl doch bessere Bedingungen für eine neue Eiablage. Ich hoffe, dass die Arbeiterinnen wenigstens noch bis zum Oktober überleben. Dann wären sie etwas über 1 Jahr alt. Möglich wäre es, denn der erfolgreiche Halter derselben Art (er startete im Oktober) zeigte auf seinen Fotos eine Gyne mit Arbeiterinnen, die schon von Anfang an im Vergleich zu meinen recht groß wirkten, also ziemlich unwahrscheinlich frisch entwickelte Arbeiterinnen vom gleichen Sommer davor mit nur 3 Monaten Zeit waren, gerade weil die Camponotus foreli wohl eher langsam gründen.

In anderen Worten: Diese ersten Pygmäen-Arbeiterinnen waren wahrscheinlich schon da alt und die Brut schon weit entwickelt. Sie wurden bald abgelöst durch die neue, bald besser entwickelte Brut und waren ein paar Monate später alle nicht mehr am Leben laut Bericht des Halters. So zumindest würden die beiden gefunden Halterberichte dieser Art chronologisch aufeinanderpassen und auch meine Entwicklung bestätigen, denn wie gesagt entwickeln sie sich bei mir auch langsam, obwohl ich Proteinquellen gebe und die Gyne davon gefuttert hat, mehr als 1-mal.

Nach dem weniger erfolgreichen Halterbericht kann ich offenbar im August mit der ersten Arbeiterin rechnen und bis zum Oktober mit insgesamt 3 neuen Arbeiterinnen. Bis dahin könnten die jetzigen Arbeiterinnen noch leben. Ich halte den Behälter milbenfrei und alles Dargebotene ist frisch und abgebrüht. Sie haben an sich günstige Überlebenschancen und könnten theoretisch diese Brut noch hochziehen, bis sie sterben.

Außerdem las ich, dass Ameisen oftmals auch "pünktlich" sterben, z. B. bei Völkern mit einer Nachwuchsgyne. Sobald diese da ist, stirbt die Mutter "pünktlich". Also vielleicht eine biologische Uhr, angepasst an die Kolonieorganisation, so wie die Arbeitseinteilung ans Alter angepasst wird. So, ich hoffe, dass ich Recht behalte. :P

PS
Nun hat es vier Eier. Das vierte war vorher nicht da. :)
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Re: Camponotus foreli - Haltungsbericht

Beitragvon LynnLectis » Sonntag 24. Mai 2015, 06:29

Es sind mittlerweile 6 Eier. Insgesamt sieht das Eipaket ansehnlich aus. Da scheint sich doch noch etwas zu entwickeln. :)

Ich fange auch täglich Insekten und Spinnen im Garten zwecks Verfütterung an meine Camponotus foreli, was aber nicht immer gelingt, sie nehmen nicht alles an bzw. trauen sich nicht an alles ran, während unsere Gartenameisen sich auf einen Baum und dessen Blätter stürzen. Der Baum ist ziemlich hoch. Auf praktisch jedem Blatt finden sich 1-2 Gartenameisen. Es könnte allerdings auch ein Volk vom Nachbar sein, denn vor kurzem beklagten sich diese über die vielen Ameisen in ihrem Abfalleimer. Daraufhin haben sie irgendetwas unternommen. Tja, und danach war unser Baum übersät von Ameisen! Ich lasse sie da auch, der Baum ist sehr stabil, das Ameisenvolk ist mir wichtiger.
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Re: Camponotus foreli - Haltungsbericht

Beitragvon LynnLectis » Dienstag 26. Mai 2015, 02:55

Nun sind es bereits 8 Eier - also DAS scheint ja jetzt hervorragend zu klappen! :D

Jetzt hoffe ich nur, dass die Eier auch noch von ihren Schwestern bis ins letzte Stadium großgezogen werden können und diese nicht vorher sterben oder nicht gleich alle drei auf einmal bzw. wenigstens die Gyne noch den Endspurt übernehmen kann, wenn es so wäre. Ich habe beim Halter angefragt, der seine Gyne mit 4 Arbeiterinnen im Oktober erhielt. Die ersten Pygmäen starben bereits im Dezember, d. h. bereits 2 Monate nach Erhalt, wobei er aber schnellen Zuwachs erhielt. Das stützt meine Vermutung, auch im Vergleich zu seinen ersten Fotos, dass seine Arbeiterinnen evtl. schon alt waren. Der Halter schätzt sie allerdings noch vom gleichen Sommer herstammend, d. h. nach seiner Einschätzung wurden die im Dezember verstorbenen Pygmäen ca. 6 Monate alt. Das wäre natürlich auch möglich, da bei allen Haltern in den warmen Sommermonaten die große Eiablage erfolgte.

Da die zweite Generation auch noch Pygmäen sein können, lässt sich das wahrscheinlich nicht so genau berechnen, auch bei mir nicht. Nur kann ich nicht erwarten, dass ausgerechnet meine Arbeiterinnen sich als Methusalems erweisen werden. Bei einem anderen Camponotus-Halter las ich noch von einem Dreivierteljahr, also 3 Monate mehr. Vielleicht habe ich Glück und meine anfangs sehr kleinen Arbeiterinnen waren später dran, denn immerhin war es Winter, so überproduktiv war die Gyne davor wohl kaum. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die anfangs wirklich viel kleineren Arbeiterinnen einen Winter überstanden haben. Außerdem sahen die Pygmäen Anfang April noch nicht unterschiedlich aus, erst jetzt gibt es Unterschiede, wo sie zugelegt haben. Deshalb hoffe ich einfach, dass sie erst Anfang März da waren und es vielleicht noch bis zum August schaffen. :P
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Re: Camponotus foreli - Haltungsbericht

Beitragvon LynnLectis » Freitag 5. Juni 2015, 17:14

Schlechte Nachrichten: Die Dienstälteste lag tot in einem der Gänge. Das kommt nicht ganz unerwartet, da sie schon länger nicht mehr so aktiv war, nachdem sie das neue Nest bezogen. Vielleicht deshalb ging sie auch nicht mehr an die hingelegten Insekten, weil sie einfach nicht mehr die Energie hatte, das potenziell gefährliche Futter anzugreifen. So meine Vermutung. Oder dann einfach die überschrittene Lebenserwartung, wie ich es ja auch ausrechnete und vom anderen Halter mit gleicher Art hörte.

Aber die anderen zwei Arbeiterinnen, die sich immer schonten und nie so aktiv waren, sondern sich nur um die Brut kümmerten, leben noch, so wie die Gyne auch. Die Eier sehen schon eher wie Larven aus. Schwarz schimmernde Punkte glaube ich auch ausgemacht zu haben, aber ob die anderen zwei Arbeiterinnen noch durchhalten, bis die neuen Arbeiterinnen da sind, lässt sich schwer einschätzen. Vielleicht sind sie etwas jünger, sie waren immer etwas "molliger" als die Dienstälteste.

Ich vermute, dass nun eine der anderen Arbeiterinnen den Außenposten übernehmen wird. Eine der Beiden tendierte schon vorher etwas mehr zum Rausgehen, vielleicht ist das die Zweitälteste. Die "Molligste" bleibt jedenfalls konsequent bei der Brut und kümmert sich auch am intensivsten darum. Wenn jetzt die Zweitälteste den Außenposten übernimmt und sie fitter ist, werden die hingelegten Insekten vielleicht auch wieder berücksichtigt, was dann den Larven zugutekäme, die dadurch schneller gedeihen. Auch das die Vermutung eines Neulings. :redface:
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Re: Camponotus foreli - Haltungsbericht

Beitragvon LynnLectis » Samstag 6. Juni 2015, 20:16

LynnLectis hat geschrieben:Wenn jetzt die Zweitälteste den Außenposten übernimmt und sie fitter ist, werden die hingelegten Insekten vielleicht auch wieder berücksichtigt, was dann den Larven zugutekäme, die dadurch schneller gedeihen. Auch das die Vermutung eines Neulings.


Wenigstens das hat sich jetzt bewahrheitet, d. h. die Gyne nimmt nun die hingelegten Insekten an und verwertet sie komplett. Vorher vertraute sie da dem Urteil der Dienstältesten, die sich aber an kein Insekt mehr traute, sodass jeweils die ganze Mannschaft leer ausging. Ich zähle immer noch 8 Eier, die schon etwas mehr wie Larven anmuten von der uneinheitlichen Färbung und Form her. Teilweise sind schwarze Punkte sichtbar. Die Zweitälteste entwickelt sich leicht zögerlich zur Hüterin, aber so klar definiert ist diese Rolle noch nicht. Die Gyne scheint nun zu führen und nur noch die Brutpflege zu delegieren. Falls die zwei anderen Arbeiterinnen bald sterben sollten, könnte ich mir nun eher vorstellen, dass die Gyne auch die Brutpflege wieder bewusst übernehmen würde. Da sie Nahrung direkt vor dem Nest annimmt, könnte sie die nächste Generation notfalls selbst heranziehen, vermute ich.
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Re: Camponotus foreli - Haltungsbericht

Beitragvon LynnLectis » Dienstag 16. Juni 2015, 13:38

Hallo

Vielleicht war es ein Fehler, aber ich wollte meinen Ameisen etwas Ruhe vor mir gönnen, versorgte sie natürlich vorher mit allem Notwendigen. Als ich heute ins abgedeckte Formicarium schaute, lagen nicht nur die kleinen Arbeiterinnen, sondern auch die Gyne leblos im Nest. Wasser und Nahrungsangebot war da, ebenfalls Sauerstoff und Temperatur. Weiß also nicht so recht, woran es liegt. Aber ich scheine da einfach noch zu wenig Erfahrung zu haben. Ich überbrühte daraufhin das ganze Formicarium samt Inhalt, falls irgendwelche Krankheitskeime daran schuld sind, damit nichts davon in die Umgebung dringt. Vorsorglich werde ich das Formicarium nicht mehr benutzen und es entsorgen.

Für die nächste Zeit werde ich keine Ameisen mehr halten. Ich fühle mich gerade überfordert durch die Situation. Damit muss man wohl bei gründenden Gynen rechnen. Nur bin ich dafür doch zu feinfühlig, wie ich merke. Schon bei den Futtertieren hatte ich Mühe, sie überhaupt zu töten. Wegen der Biodiversität werde ich keine ortsfremden Ameisen mehr kaufen. Es kämen nur noch Ameisen aus meiner Region in Frage. In meinem Garten hat es zu meinem Trost auch noch Ameisen, die ich beobachten kann. Und dort muss ich mir keine Sorgen machen, sie falsch zu halten. Ist vielleicht besser so. Wahrscheinlich werde ich nach dieser unguten Erfahrung auf Freilandbeobachtung umsteigen und mich ansonsten im Ameisenschutz engagieren. Wenigstens konnten die Arbeiterinnen ihre volle Lebenserwartung erreichen. Nur die Gyne leider nicht. Ein so schönes Tier. Ich werd noch oft an sie denken. Meine kleine Nichte wird sie auch vermissen. Sie hat sie immer durch die Lupe beobachtet.

Damit schließe ich diesen Haltungsbericht.
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