Über Manica rubida wird oft berichtet, dass sich die Art wenig territorial verhält und meist nur die unmittelbare Umgebung ihrer Nesteingänge verteidigt. Ausserdem wurden Beobachtungen beschrieben, bei denen die Grossen Knotenameisen besonders zurückhaltend auf ihre kleinen Schwestern aus der Gattung Myrmica reagieren: Diese etwa nur am Knoten packen und wegtragen, wenn sie zu nahekommen.
Beide Verhaltensweisen konnte ich bereits mit eigenen Augen beobachten. Besonders bemerkenswert ist, wie nahe etwa die Nesteingänge von Formica-Arten und Manica bei einander liegen können, ohne dass sich die Tiere ins Gehege kommen. Kommt es doch zu Konflikten, hatte ich bisher den Eindruck, dass diese in der Regel von z.B.Formica fuscocinerea ausgehen.
Während einer Ferienwoche in den Alpen entdeckte ich vor einigen Jahren eine Manica-Nestanlage auf einem Feldweg, in deren Umkreis überall Echte Waldameisen Formica s. str. furagierten. Letztere hatten sogar eine Ameisenstrasse erreichtet, die streckenweise über die Fahrspur des Feldweges führte, auf dessen Mittel-Narbe, sich die Manica-Nesteingänge befanden. Ich dachte mir bei der Entdeckung, dass das wohl nicht lange gut gehen würde. Während der ganzen Ferien konnte ich aber dann keinen nennenswerten Konflikt beobachten.
Das Manica auch anderes Verhalten zeigen kann, davon zeugt eine Beobachtung, die ich letzten Freitag gemacht habe. Ich war eigentlich ausgerückt, um mir eine Gyne nach einem Schwarmflug zu fangen. Leider waren die Tiere erst bei der Vorbereitung und nur einzelne Männchen liessen sich kurz blicken, bevor sie wieder in den Eingängen verschwanden.
Bei einem Nest, welches auf einer Kiesstrasse entlang eines Flusses liegt, schien der Schwarmflug scheinbar kurz bevor zu stehen. Ich sah zwar keine Geschlechtstiere, aber jede Menge Arbeiterinnen, die aufgeregt in der Umgebung umher liefen. Auf den zweiten Blick wurde aber augenfällig, dass sich die Bewegung deutlich in eine Richtung abzeichnete. Auf ca. einem Meter breite liefen viele Tiere auf den Auslauf einer Wiese zu, die sich am linken Wegrand befand. Wiesen sind allerdings kein typisches Habitat der Art, hohes Gras wird normalerweise gemieden. Der Marsch aber führte fast zwei Meter weiter durch die Halme und fand sein Ziel kurz vor einem Waldrand.
Es handelte sich dabei offensichtlich um ein kleines Hügelnest im Gras. Und es gab eindeutig einen organsierten Angriff darauf, welcher vom Manica-Nest ausging. In diesem Ausmass hatte ich die «Einzelkämpferinnen» vorher noch nie kooperieren gesehen. Jedenfalls nicht bei einem Angriff.
Nur, wer war der Gegner? Von den Verteidigerinnen war nichts zu sehen. Konnte es sich um ein Lasius-Nest handeln? Vom Auswurf her, wäre das möglich gewesen. Rund um das Nest waren Kämpfe im Gange, aber erst der zweite Blick offenbarte zwischen wem: Die Kontrahentinnen waren ebenfalls rote Knotenameisen, aber allesamt viel kleiner als Manica rubida. Ein kurzer Eingriff und die Beobachtung einiger in einander verbissener «Knäuel» von kämpfenden Arbeiterinnen in meiner Hand bestätigte die Vermutung: es handelte sich um eine Myrmica sp.
Leider hatte ich nur mein Handy dabei und kann deshalb nur «Symbolbilder» liefern. Die Beobachtung wollte ich euch dennoch nicht vorenthalten.