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Ende Februar in Premantura II

BeitragVerfasst: Sonntag 1. März 2020, 09:49
von Boro
Die Beobachtung von Ameisen bringt immer wieder interessante Einblicke in deren Biologie. Besonders interessant finde ich das intra- und interspezifische Verhalten der Arten. Wenn Populationen der gleichen Art aufeinandertreffen oder verschiedene Arten miteinander in Kontakt kommen, reichen die Reaktionen von Nichtbeachtung, Fluchtverhalten bis zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Solche Verhaltensweisen können vor allem dann abrupt auftreten, wenn man z. B. einen Stein aufhebt und sich darunter auf engem Raum die Nester von zwei verschiedenen Arten befinden. In einem geschilderten Fall befanden sich Pheidole cf. pallidula und Crematogaster sordidula in unmittelbarer Nachbarschaft. Bei Pheidole fehlte offensichtlich die Kriegerkaste. Ohne diese ist Pheidole ein schwacher Gegner, bei den Arbeiterinnen ist der Stechapparat stark zurückgebildet und sie sind eigentlich wehrlos. Sie können bestenfalls einen Gegner an den Beinen fixieren und auf das Eintreffen der alarmierten Krieger warten. Beide Seiten verhielten sich eher defensiv, es bildete sich zwischen den Arten eine "Front" aus, Crematogster-Arbeiterinnen versuchten am Stachel austretende Gifttröpfchen auf Gegener abzustreifen (z. B. innerhalb der blau umrandeten Flächen).
Das zweite Beispiel zeigt Bothriomyrmex sp. vs. Solenopsis fugax. Solenopsis ist Kleptobiont und man kann davon ausgehen, dass die Ernährung zulmindest teilweise auf Kosten des unmittelbaren Nachbarn geht. Beide Arten verhielten sich eher defensiv. Das ist erstaunlich, weil ich Solenopsis als sehr wehrhafte Art kenne, die über ein wirksames Gift verfügt und die meisten Gegner zur Flucht veranlasst. Man kann nicht ausschließen, dass diese Verhaltensweisen mit dem erst beginnenden Aktivitätsrhythmus der Ameisen zusammenhängen. Alle Fotos v. Roman Borovsky
Zu ähnlichen Auseinandersetzungen sind im Forum bereits etliche Berichte vorhanden:
http://www.ameisenportal.de/viewtopic.p ... 25b690481c