Hochzeitsflug ohne Gaster?

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Hochzeitsflug ohne Gaster?

Beitragvon Merkur » Donnerstag 27. Juni 2019, 09:32

Es gibt schon merkwürdige Mitteilungen in den Ameisenforen. Im Formiculture.com – Forum lese ich diesen Titel: „Nuptial Flight: No Gaster? :roll:
http://www.formiculture.com/topic/11370 ... ntry118920

Ein User berichtet aus Phoenix/ Arizona, dass er ein- zwei Dutzend Gynen ohne Gaster hat herumlaufen sehen. (Keine Artangabe, kein Bild).

Eine Antwort: Habe das bei Solenopsis molesta gesehen. Wenn ich nicht irre, können Königinnen sich in zu engen Nesteingängen verfangen, wenn Flugbedingungen herrschen und die Kolonien
noch nicht völlig darauf vorbereitet sind. Der Rest der Königinnen fliegt dann ohne Gaster einfach weg.

Eine weitere Antwort: Ich habe das bei Formica subsericea gesehen; so kann es nicht nur bei Solenopsis sein. Bin wirklich neugierig, warum das geschieht.

Und noch eine Meinung: Ich habe bemerkt, dass die Männchen sich manchmal nicht loslösen, und wenn es versucht wegzufliegen, nimmt es ihre Gaster mit weg...

Frage: Hat das jemand aus einem der deutschen Foren schon mal beobachtet (im Freiland)?
Ich kenne es von Maikäfern, denen Vögel den Hinterleib abgepickt haben, und die dann noch eine Weile umher krabbeln. Fliegen können sie nicht mehr.
Ansonsten kennt man alte (ethisch fragwürdige) Versuche, in denen (am Thorax festgeklebte) Honigbienen mit abgetrennter Gaster fleißig Zuckerwasser schlürfen, das dann hinten aus dem Ösophagus
herausläuft, weil die Rückmeldung eines vollen Kropfes fehlt. Auch diese Tiere „überleben“ eine Weile…

Theoretisch also evtl. möglich; Flug ist natürlich auch bei Ameisen dann nicht wahrscheinlich.

MfG,
Merkur
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Re: Hochzeitsflug ohne Gaster?

Beitragvon DermitderMeise » Donnerstag 27. Juni 2019, 14:02

Ja, diesem Phänomen bin ich einmal an einem heißen Julitag auf einer großen norddeutschen Waldlichtung begegnet. Es kamen in kurzer Zeit, wohl innerhalb einer Stunde, Mengen (Dutzende) Gynen von Lasius sp. (vermutlich flavus) ohne Gaster auf dem Boden an, während sie beim Abheben alle noch vollständig waren. Ein Blick nach oben offenbarte, dass in der Luft ebenfalls Dutzende Großlibellen fleißig umherschossen und damit beschäftigt waren, die plumpen Gynen zu entgastern und den sterbenden vorderen Rest weiterfliegen zu lassen. In nicht allzu großer Entfernung bietet der Wald einige Teiche, und die Libellen profitieren dann offensichtlich von der gemischten Gestaltung der Waldlandschaft. Ich bin mir sehr sicher, dass in jenem Jahr viele Libelleneier gelegt wurden! :)

Ich meine ich habe damals auch Bilder gemacht, aber die sind im Archiv vergraben; sollte ich sie irgendwann wiederfinden denke ich hoffentlich an dieses Thema.
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