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Angriff und Verteidigung

BeitragVerfasst: Freitag 17. November 2017, 13:52
von Boro
Angriff und Verteidigung bei Ameisen – unterschiedliche Methoden an Hand einiger Beispiele
Konflikte zwischen Ameisen entstehen häufig durch Nahrungskonkurrenz, Streitigkeiten zur Absicherung bzw. Erweiterung der beanspruchten Territorien und bei Sozialparasiten im Rahmen der Nestgründung. Ameisen, die ständigen Sklavennachschub benötigen, entwickeln gewisse „Angriffsstrategien“, greifen „ geplant“ an und sind mit guten Waffen ausgestattet; die Spezialisierung zu Kriegern geht aber in der Regel mit einem Verlust oft lebensnotweniger Funktionen einher.
Neben dem Einsatz von mechanischen Waffen kommen in vielen Fällen auch chemische Substanzen zum Einsatz.
Andererseits gibt es auch einige konfliktscheue Arten, wobei die Einnahme einer devoten Haltung auf Gegner aggressionshemmend wirkt (z. B. einige Temnothorax spp). In wenigen Fällen kommt der „Totstellreflex“ zur Anwendung (z. B. Myrmecina graminicola, Stenamma debile).
Als Faustregel gilt, dass Arten der Unterfamilie Urameisen (Ponerinae) und Knotenameisen (Myrmicinae) einen Stachel für Angriff, Verteidigung und das Erbeuten lebender Nahrung einsetzen können, Schuppenameisen (Formicinae) über eine Austrittsöffnung am After Ameisensäure auf Gegner abspritzen oder auftragen. Drüsenameisen (Dolichoderinae) können ein toxisches Wehrsekret aus der Pygidialdrüse auf Gegner abstreifen.
Bei genauem Hinsehen erkennt man, dass Schuppenameisen im Vorteil sind, weil das Gift nicht punktgenau platziert werden muss und als „flächenwirksames“ Sekret über Atemsystem und Körperoberfläche ins Körperinnere des Gegners gelangt. Ähnlich wirksam sind Kontaktgifte der oben genannten Dolichoderinae. Die stachelbewehrten Myrmicinae und Ponerinae müssen das Gift punktgenau injizieren, dazu muss eine geeignete anatomische Schwachstelle des Gegners gefunden werden.
Die Kampfkraft einer Art ist auch an der Kommunikationsfähigkeit unter den Individuen eines Volkes zu messen: Erkennen der Gefahr, Alarmierung und Rekrutierung einer Mannschaft.
Einzelkampf oder Teamarbeit entscheiden oft über Sieg oder Niederlage. Volksstarke kleine Arten, wie z. B. Lasius niger, L. emarginatus und die größeren Waldameisen beherrschen effiziente Teamarbeit, Gegner werden an den Gliedmaßen gestreckt und zu Tode gebracht. Der Einsatz verspritzter Ameisensäure bewirkt sofortige Alarmierung in der Umgebung befindlicher Nestgenossen, die unverzüglich zum Kampfplatz eilen.
Die meisten Bilder sind von Roman Borovsky

Re: Angriff und Verteidiung

BeitragVerfasst: Freitag 17. November 2017, 14:26
von Boro
Bei einigen größeren Arten wie Manica rubida, einigen Myrmica spp. oder den großen Camponotus-Arten scheint das Kommunikationssystem schlecht entwickelt, deren Arbeiterinnen treten vorwiegend als Einzelkämpfer in Erscheinung.
Einige Arten setzen in erster Linie auf die Wirkung ihrer Beißwerkzeuge, wie C. vagus
Andere bevorzugen den Einsatz chemischer Waffen, wie z. B. Lasius fuliginosus, im direkten Kampf überlegen, letztlich doch dem permanenten Ansturm von Formica polyctena als Streitmacht unterlegen

Re: Angriff und Verteidigung

BeitragVerfasst: Samstag 18. November 2017, 10:03
von Merkur
Sehr gute und eindrucksvolle Bilder; vielen Dank!

MfG,
Merkur